Vom Deutschunterricht über Hilfe beim Ausfüllen von Formularen bis zu Kinobesuch und Seelsorge: Wer Imke Fronia fragt, welche Unterstützung es für Menschen aus der Ukraine es in Burgdorf gibt, bekommt nicht nur eine Antwort, sondern eine ganze Handvoll. Die Sozialpädagogin leitet den Fachdienst Migration der Diakonie Hannover-Land und betreut einen sogenannten blau-gelben Treffpunkt für Geflüchtete.
Am 14. März 2022 als eine der ersten von mittlerweile über 50 kirchlichen Anlaufstellen für Flüchtlinge aus der Ukraine eröffnet, ist der blau-gelbe Treffpunkt der Paulus-Kirchengemeinde in Burgdorf seither stetig gewachsen – sowohl was das Angebot als auch die Räumlichkeit angeht. Es gibt Sprachkurse und Kinderbetreuung, Seelsorge und psychologische Begleitung, traumatherapeutisches Malen, eine Fahrradwerkstatt und demnächst eine Selbsthilfegruppe für Frauen.
„Wir werden Ehrenamtliche schulen, die beim Ausfüllen von Formularen helfen“, kündigt Leiterin Imke Fronia ein weiteres Projekt an. „Die Arbeit läuft gut. Wir freuen uns, dass wir als Kirche und Diakonie gemeinsam mit haupt- und ehrenamtlich Wirkenden für ein gutes Miteinander sorgen können.“
Doch der blau-gelbe Treff in Burgdorf ist nur ein Beispiel von vielen, was Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen zur Unterstützung von aus der Ukraine geflüchteten Menschen anbieten. In Neustadt am Rübenberge sind die leerstehenden Räume der Superintendentur kurzfristig zum Anlaufpunkt für Geflüchtete geworden. Dort hilft eine aus der Ukraine geflohene 55-Jährige ihren Landsleuten als Übersetzerin. Die Johannes- und Matthäus-Kirche in Hannover-List hat ein Wohnzimmer mit Sofa und Sitzsäcken eingerichtet. Jeden Donnerstag kommt eine Kunsttherapeutin, um mit anderen Frauen und Kindern zu malen. Die 51-Jährige ist selbst aus Charkiw geflohen.
Vom Geflüchteten zum Helfer
In Nienburg an der Weser reparieren an jedem Freitagnachmittag Ehrenamtliche gemeinsam mit Geflüchteten Fahrräder. Einer der heutigen Helfer war 2015 selbst noch ein Hilfesuchender: Der 36-Jährige war 2015 aus Syrien nach Deutschland geflohen. Nach einem durch den Pastor der Corvinus-Kirchengemeinde in Erichshagen vermittelten Praktikum in einem Fahrradgeschäft arbeitet der gelernte Elektriker mittlerweile in dem Laden und unterstützt ukrainische Geflüchtete in der Fahrradwerkstatt der Gemeinde – ehrenamtlich.
Das Gemeindehaus St. Marcus in Wettmar ist zum Treffpunkt eines mehr als 200 Menschen umfassenden Netzwerks geworden. Es ist die Pastorin, die hier diverse Initiativen und Institutionen koordiniert, die in der Flüchtlingshilfe arbeiten. In Hildesheim wird täglich für den Frieden gebetet, in Aurich wurden Friedenstauben gebastelt, in Stade gab es Spielzeugspenden für Kinder, in Nordhorn einen Spendenlauf des ev. Gymnasiums. In etlichen Orten gibt es Kleiderkammern.
2,5 Millionen Euro stellte die Landeskirche Hannovers im März für solche und ähnliche Projekte in der gesamten Landeskirche bereit. Möglich ist das bei aller Unterstützung durch die Landeskirche und die Kommunen vor Ort allerdings nur durch die große Unterstützung vieler Ehrenamtlicher.
„Kirche und Diakonie leisten in Niedersachsen wichtige Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine“, sagt Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen. „Es werden Treffpunkte eingerichtet, bei der Wohnungssuche geholfen und Behördengänge begleitet. An vielen Orten werden Lebensmittelausgaben und Suppenküchen organisiert. Vieles gäbe es ohne die kirchlichen Gemeinderäume, die fachliche Begleitung der Migrationsberatung der Diakonie sowie das gemeindenahe Netzwerk von Ehrenamtlichen schlicht nicht.“