Den Friedensreitern auf der Spur
Münster. Nahezu 50 Teilnehmende machten sich am vergangenen Donnerstag auf den Weg des dritten ökumenisch-internationalen Westfälischen Friedenspilgerweges.
Nicht alle kamen zum Startpunkt in Münster, viele stießen nach und nach dazu. Nachvollzogen wurde der Weg der „Friedensreiter“, die während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, die in Münster und Osnabrück stattfanden, jeweils Botschaften überbrachten.
„Die Evangelische Erwachsenenbildung des Kirchenkreises Münster initiierte die Pilgerreise in Kooperation mit dem Oikos-Institut für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKVW)“, erläuterte Heike Plaß, Leiterin der Erwachsenenbildung und Organisatorin des Friedenspilgerweges. „Am Sonntagnachmittag werden wir im Friedenssaal Osnabrück empfangen“, so Plaß. „Unterwegs beschäftigen wir uns mit der Thematik des Friedens.“
Gemeint ist der historische Frieden, der nach dem 30-jährigen Krieg 1648 geschlossen wurde, aber insbesondere das aktuelle Zeitgeschehen mit seinen schrecklichen Kriegen in der Ukraine, Israel-Palästina und dem Sudan. Wichtiges Thema war ebenso das Leben der Frauen im Iran. „Die meisten derjenigen, die mitpilgern, sind Menschen, die kürzlich oder bereits vor einiger Zeit eine Flucht hinter sich haben“, sagte Plaß. Sie konnten sich hier vielfach bereits stärker etablieren. „Es ist eine bunte Gesellschaft, die sich hier miteinander auf den Weg der Verständigung begibt, denn genau darum geht es.“
Startpunkt war der Friedenssaal im historischen Rathaus Münster. „Sie machen sich heute auf den Pilgerweg von Münster nach Osnabrück, denn beide verstehen sich gemeinsam als Friedensstätte“, erklärte die Bürgermeisterin der Westfalenmetropole, Angela Stähler. 1648 war es erstmals gelungen, einen Frieden durch den Dialog zu erzielen und eine Friedensordnung zu schreiben, die im Grunde noch den heutigen Werten entspricht.
Der 30-jährige Krieg (1618-1648) entwickelte sich zum Machtkampf zwischen katholischen und protestantischen Landesherren. Hungersnöte und Seuchen säumten den Weg der Auseinandersetzungen. In Nord- und Ostdeutschland kostete der Krieg zwei Drittel der Bevölkerung das Leben, das Land war verwüstet. Als es dann endlich soweit war, verhandelten die Katholiken in Münster, die Protestanten in Osnabrück. „Gemeinsam wäre das in dieser Zeit niemals möglich gewesen, der Papst hätte es nicht zugelassen“, sagte Bürgermeisterin Stähler. „So mussten Friedensreiter immer Botschaften von Münster nach Osnabrück und zurückbringen.“ Insgesamt war es ein schwieriger Verhandlungsprozess, doch man schaffte es, den Frieden zu beschließen.
Holger Erdmann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Münster, spendete den Reisesegen, bevor die Pilgerinnen und Pilger aufbrachen. „Mich motiviert die Gemeinschaft, es freut mich, einige Menschen wiederzusehen, mich freuen die Impulse, die gegeben werden“, sagte Pilgerin Lilly Müller-Nedebock aus Osnabrück. „Man kann intensiver über den Frieden nachdenken, aber vor allem die Gemeinschaft ist für mich von besonderer Bedeutung.“