Zum Weltkindertag fordern Organisationen und Kirchen mehr Einsatz für die Rechte der Jüngsten und weisen auf viele Baustellen hin. Kinderrechte zu achten bedeute auch, Kindern auf der Flucht zu helfen, mahnt die EKD-Ratsvorsitzende Fehrs.
Osnabrück/Berlin. Zum Weltkindertag am Freitag haben zahlreiche Organisationen mehr Aufmerksamkeit für die Rechte von Kindern gefordert. Bei einer Aktion vor dem Bundestag in Berlin riefen Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne), das Deutsche Kinderhilfswerk und Unicef dazu auf, Kinder und Jugendliche stärker mitbestimmen zu lassen. Paus bekräftigte dabei die Forderung nach einer Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz, die im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP versprochen, aber bislang nicht umgesetzt wurde.
Anja Siegesmund vom Vorstand des Deutschen Kinderhilfswerkes betonte, Rechte der Kinder in das Grundgesetz aufzunehmen, würde deren Förderung, Entwicklung und Schutz stärken. Siegesmund ist auch Präsidentin des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2025 in Hannover. Daniela Schadt vom Unicef-Vorstand unterstrich, die Meinungen von Kindern und Jugendlichen seien wichtig für die gesellschaftliche und politische Entwicklung und somit für die Stärkung der Demokratie. Minderjährige, die heute ihre Rechte ausüben und ihre Ideen einbringen, „sind die Demokratinnen und Demokraten von morgen“, sagte die Lebensgefährtin von Altbundespräsident Joachim Gauck.
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, erklärte: „Unser christlicher Glaube verpflichtet uns, für die Rechte der Schwächsten einzutreten, ihre Stimmen zu stärken und uns für Frieden und Sicherheit in ihren jeweiligen Lebensräumen einzusetzen.“ Zu diesen Rechten gehöre das Recht auf Leben, auf Überleben, auf persönliche Entwicklung, auf Schutz vor Gewalt und Vernachlässigung. Nicht nur jedes Kind weltweit müsse die Möglichkeit erhalten, in Frieden, Wohlstand und Würde aufzuwachsen, sondern auch die schutzsuchenden Kinder hierzulande müssten in den Blick genommen werden, erklärte Fehrs.
Die UNO-Flüchtlingshilfe beklagte vor dem Weltkindertag indes eine „desaströse“ Situation bei der Bildung von Flüchtlingskindern. Weltweit könne fast die Hälfte der geflüchteten Kinder und Jugendlichen keine Schule besuchen, erklärte die Organisation. Laut UNHCR seien mehr als sieben Millionen Kinder betroffen. Der Studie des UN-Flüchtlingshilfswerks zufolge, für die Daten aus 65 Aufnahmeländern ausgewertet wurden, besuchten im Schuljahr 2022/2023 rund zwei Drittel (65 Prozent) der Flüchtlingskinder eine Grundschule. Weltweit gingen über 90 Prozent aller Kinder im Grundschulalter in die Schule.
Die Diakonie forderte dazu auf, bei allen politischen Entscheidungen nach den Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche zu fragen. Das gute Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sei nicht nur ein sozialpolitisches Thema unter vielen. „Es ist eine Überlebensfrage in unserer alternden Gesellschaft“, betonte der evangelische Sozialverband. Die katholische Caritas forderte mehr Verlässlichkeit bei der Betreuung von Kindern im Kita-Alter. „Eltern und Kindern nutzt ein Rechtsanspruch, der nur auf dem Papier steht, nicht“, erklärte Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Gerade kleine Kinder bräuchten sichere Rahmenbedingungen, um glücklich aufzuwachsen.
Die Organisation „Terre des Hommes“ verwies auf die Bedeutung von Klimaschutz für Kinder. Das Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt und Klimagerechtigkeit sei essenziell für die Zukunft von Kindern, sagte Vorstandssprecher Joshua Hofert. Für Freitag hat die Klimaschutzorganisation Fridays for Future zu Demonstrationen aufgerufen.