Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Proteste gegen die Teilnahme der israelischen Sängerin Eden Golan beim Eurovision Song Contest (ESC) am Sonnabend im schwedische Malmö kritisiert. Das gute Miteinander, das auch das Motto des ESC „United by Music“ propagiert habe, sei immer wieder gefährdet gewesen, sagte der evangelische Bischof am Sonntag im Gottesdienst in der Marktkirche Hannover anlässlich des Internationalen Kinder- und Jugendchorfestivals. „Die Musik, so schien es in den Tagen zuvor, reicht nicht, um friedlich zusammen zu feiern.“
Meister kritisierte zugleich beide Seiten des Gazakrieges. Die Terrororganisation Hamas wolle Vernichtung. Die Regierung Israels „mit verurteilten Straftätern auf der Regierungsbank bleibt uneinsichtig“, sagte der Bischof in seiner Predigt laut Redemanuskript. Viele Menschen fragten sich, wo es angesichts von so viel Zerstörungssucht und Vergeltungsgedanken noch Hoffnung geben könne. „Wieviel Gewalt erträgt diese Welt? Und genauer: Wie hegt man das Böse ein? Was hilft uns, mit dieser Zerrissenheit umzugehen?“
Meister erinnerte an den Propheten Jeremia, der ein halbes Jahrtausend vor der Geburt Jesu ebenfalls in einer Zeit von Krieg und Zerstörung gelebt habe. Er habe die Menschen vielfach vergebens zur Umkehr aufgerufen. „Manchmal erschauert man, wie passgenau alte biblische Erzählungen Facetten unseres Verhaltens beschreiben. Wir wollen und können nicht. Es drängt uns zur Umkehr, und wir bleiben dennoch die, die wir immer waren.“
Der Bischof rief dazu auf, trotz allem die Hoffnung nicht aufzugeben. „Gott will die Welt nicht, wie sie ist. Und wir singen und träumen von einer besseren, einer neuen Welt und rufen sie herbei.“