20 Fundraiserinnen und Fundraiser aus den verschiedensten Bereichen der Landeskirche waren rund eine Woche in Irland unterwegs und haben Einblicke in die Fundraising-Arbeit und die Deutsche Gemeinde in Dublin bekommen. Lea Werner und Marcus Dohm vom Evangelischen FundraisingService im Haus kirchlicher Dienste waren dabei und berichten im Interview, was sie gelernt haben.
Frau Werner, Herr Dohm, die Tage in Dublin sind vorbei – was haben Sie insgesamt mitgenommen?
Werner: Wir haben gelernt, wie wertvoll der Austausch über Fundraising im europäischen Kontext ist. Die Reisegruppe von 20 Fundraiserinnen und Fundraiser aus den verschiedensten Bereichen der Landeskirche hat viele Eindrücke mitgenommen und brannte schon auf dem Rückflug darauf, Ideen auszuprobieren und umzusetzen. Für uns sind die Reise und die Eindrücke erst der Beginn. Wir werden in Arbeitsgruppen und Reflexionsgesprächen sehen, was wir wie übernehmen oder in unsere Arbeit verändern werden.
Was macht Fundraising in Irland anders als oder gleich wie in Niedersachsen?
Dohm: Die Art und Weise, wie die Iren mit Geld umgehen, ist den Deutschen näher als zum Beispiel den Dänen, denen wir auf einer früheren EU-geförderten Reise begegneten. Während Dänemark komplett bargeldlos ist, ist Irland wie wir in einer Zwischenphase. Spenden kommen bar und bargeldlos. Da muss eine Organisation auf die vielen Wege des Geldes eingestellt sein. Ein wirklicher Unterschied ist die Mentalität der Iren im Allgemeinen. Wir haben gesehen, wie die Geschichte des Landes die Gesellschaft prägt und dass sich dieses auf das Spendenverhalten auswirkt. Irische Spenderinnen und Spender lassen sich kaum länger auf eine Organisation ein. Sie spenden spontaner und wechseln häufiger. In Deutschland sind die Spenderinnen und Spender bisher der Organisation länger treu. Da aber auch in Deutschland und in unserer Landeskirche eine Entwicklung weg von der dauerhaften Unterstützung einer Organisation hin zur spontanen Spende eingesetzt hat, können wir bestimmt einige der Ideen aus Irland in unsere Landeskirche übertragen. Schon deshalb hat sich die durch das EU-Programm Erasmus+ geförderte Reise sehr gelohnt.
Gibt es Dinge, die Sie sofort in die eigene Arbeit umsetzen können?
Werner: Auf jeden Fall. Zunächst mal den europäischen Austausch in allen Ebenen zu suchen, denn die Erfahrungen von anderen und die Reflexion der eigenen Arbeit sind ungeheuer wichtig, um gutes Fundraising zu machen. Für die Arbeit des Fundraisingteams der Landeskirche gab es viele Ideen, die in Schulungen und den Umgang mit Online-Spenden eingehen werden. Ein Punkt, der bestimmt auch in der Fläche verstärkt eingesetzt wird, ist die Idee, die Kevin Delaney hybrides Fundraising nannte. Hier geht es darum, Teile des Fundraisings aus der eigenen Hand in die Hand von Freiwilligen zu geben. Das gibt es bei uns auch schon, aber da liegt deutlich mehr Potential als bisher gedacht, denn es bringt nicht nur viele Spenden, sondern auch freiwillige Engagierte bei gleichzeitiger Reduktion der eigenen Verwaltung.
Ein Ausblick: Wie wird sich Fundraising in unseren Gemeinden verändern (müssen)?
Dohm: Um jüngere Menschen zu erreichen, wird Fundraising zum einen digitaler werden, zum anderen persönlicher. Die Ansprache von potenziellen Spenderinnen und Spendern wird dadurch aufwendiger werden. Der heute noch sehr erfolgreiche klassische Spendenbrief wird in fünf bis zehn Jahren deutlich weniger Unterstützung einbringen. Wir werden erleben, dass Menschen direkter angesprochen werden wollen, dies kann zum Beispiel über soziale Medien oder direkte persönliche Gespräche passieren. Die Konkurrenz von wohltätigen Organisationen und der Bedarf von Spenden im kirchlichen Bereich werden zunehmen, auch das wird das Fundraising aufwendiger machen.