Hannover. In einem Livechat bei Instagram haben die neuen Regionalbischöfinnen Sabine Schiermeyer und Marianne Gorka mit Moderatorin Katharina Schreiber-Hagen (Evangelischer Kirchenfunk Niedersachsen) über Frauen in Führungspositionen und ihre persönlichen Ziele diskutiert. Sie starten in einer Zeit in ihre Ämter, in der es viele Probleme gibt, etwa den starken Mitglieder-Rückgang oder Fälle sexualisierter Gewalt. „Natürlich braucht es da Mut, sich für ein Leitungsamt zu bewerben“, sagte Marianne Gorka, die seit Februar den Sprengel Lüneburg leitet. „Man fragt sich, ob man sich das wirklich zutraut und dann habe ich mich beworben in der Aussicht und Zuversicht darauf, Teil einer Leitung zu werden, die sich gegenseitig berät und unterstützt.“ Auch Sabine Schiermeyer, die seit Februar den Sprengel Ostfriesland-Ems leitet, ist sich der vielen Problemfelder bewusst. „Ich liebe meine Kirche trotz allem“, sagte sie, „und wenn ich mitwirken kann, sie in Zukunft zu begleiten, will ich das tun.“
Als zentrale Aufgabe sieht Marianne Gorka die Frage, wie sich die Kirche für die Zukunft gut aufstellen kann. „Gerade wurden in den rund 1.200 Gemeinden neue Kirchenvorstände gewählt, die viel Verantwortung tragen. Haupt- und Ehrenamtliche sollten gemeinsam überlegen, wie wir das Gute, was uns trägt, de Werte und den Halt für’s Leben und unsere Gemeinschaft verbreiten können.“
Von Gebäudefragen und Klimaschutzmaßnahmen, über eine Verwaltungsreform, die Residenzpflicht in Pfarrhäusern oder eine flexible Arbeitszeitgestaltung für Mitarbeitende – „Die Frage ist: Wie bringen wir individuelle Bedarfe zusammen mit festen Strukturen und Rahmen, sodass wir gut aufgestellt sind? Und die Kirche eine attraktive Arbeitgeberin bleibt?“, sagte Marianne Gorka.
Mit den neuen Regionalbischöfinnen ist der Bischofsrat nun erstmal mehrheitlich weiblich besetzt: Ihn bilden nun vier Regionalbischöfinnen, zwei -bischöfe und der Landesbischof. Wird das die Arbeit in der Kirche verändern? „Ich denke, es kommt eher auf die Persönlichkeit an, die jemand einbringt, weniger auf das Geschlecht“, sagte Sabine Schiermeyer. „Wir haben vor allem die Macht des Wortes und die öffentliche Rolle – die sollten wir nutzen, um in den Diskurs zu gehen und uns zu vernetzen.“
Als „Quotenfrau“ verstehen sich weder Schiermeyer noch Gorka: „Ich war zwar schon öfter die erste Frau auf einer Stelle, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich deswegen gewählt wurde“, so Gorka. Für Sabine Schiermeyer haben sich in den letzten Jahren viele Dinge geändert: „Als meine Kinder kleiner waren, hätte ich diesen Schritt nicht gehen können. Ich habe auch oft das „typisch Frauliche“ gelebt, teils wurde es mir vorgegeben, ohne, dass es immer so gut war.“