Stade. Die Posaunen spielten, die Stadt-Kantorei sang und auch die Gemeinde stimmte laut und fröhlich zur Orgel in die Musik ein. Denn in der voll besetzten Stader St. Cosmae-Kirche ordinierte Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy Tobias Grotefend zum Pastor. Der 28-jährige Theologe ist dabei nicht ganz neu in Stade.
„Ich fühle mich schon seit längerem wohl in der Stadt, da ich seit mehr als zwei Jahren hier lebe und in der Johannis-Gemeinde mein Vikariat gemacht habe“, sagt Grotefend. „Darum freue ich mich, dass ich auch für den Berufseinstieg als Pastor hierbleiben kann.“ An seiner neuen Aufgabe schätzt er besonders die Arbeit im Team – sowohl mit den Hauptamtlichen im Stadtpfarramt, in dem auch sein Partner Jonas Milde derzeit Vikar ist, als auch mit den vielen engagierten Ehrenamtlichen. „Mir macht auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen viel Spaß, denn ich habe selbst viele gute Erfahrungen in der Evangelischen Jugend gemacht.“
Für den Ordinations-Gottesdienst hatte Grotefend sich ein biblisches Wort ausgesucht, in dem Jesus von sich als der Tür spricht, durch die hindurch Menschen in einen weiten und offenen Raum finden. Dies nahm Regionalbischof Hans Christian Brandy in seiner Predigt auf und betonte, Geistliche stünden nicht nur oft ganz wörtlich an Türschwellen. Sondern auch im übertragenen Sinn begleiteten sie Menschen in Schwellensituationen. „Viele Gespräche entstehen gerade an der Tür – ob im Pfarrhaus oder anderswo. Und wir sind an den Schwellen von Sorgen und Nöten für Menschen da. Aber auch dann, wenn Kinder getauft, Jugendliche konfirmiert oder Paare getraut werden und sie damit jeweils eine Lebensschwelle überschreiten.“ Aufgabe eines Pastors sei darüber hinaus, einerseits den Alltag der Menschen mitsamt den gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen im Blick zu behalten. Andererseits aber auch die Wirklichkeit Gottes sowie die biblische Botschaft in die vorfindliche Welt hineinzusprechen. Diese beiden Wirklichkeiten „wach und bewusst“ miteinander in Verbindung zu bringen, das mache die Arbeit eines Pastors so anspruchsvoll und spannend.
Tobias Grotefend ist in Herford geboren und wuchs in der Nähe des Steinhuder Meeres auf. Nach seinem Abitur in Seelze-Letter absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in drei dörflichen Kirchengemeinden. Die Erfahrungen, die er dort sammelte, bestärkten seinen Entschluss, Pastor zu werden. Zum Theologie-Studium ging er zunächst nach Göttingen. Mit Berlin und Münster folgten zwei weitere Studienorte, an denen er seine wissenschaftlichen Interessen vertiefen konnte.
Grotefend ist zudem ausgebildet in Klinischer Seelsorge. Für seine neue Aufgabe wünscht er sich eine einladende und herzliche Kirche. „Unsere Gemeinden sollten Orte sein für Menschen, die schon lange dabei sind, und genauso für Leute, die neu dazukommen. Deshalb freue ich mich auf viele persönliche Begegnungen und Gespräche.“