2,6 Millionen Menschen in Niedersachsen zur Kirchenwahl aufgerufen
Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher entscheiden in ehrenamtlicher Arbeit mit über die Belange einer Kirchengemeinde vor Ort. Nächster Wahltermin ist der 10. März. Doch für Briefwahl und Online-Voten fiel bereits jetzt der Startschuss.
Hannover. In den evangelischen Kirchen in Niedersachsen haben die Wahlen für die Kirchenvorstände begonnen. Landesweit sind rund 2,6 Millionen Kirchenmitglieder in rund 2.000 Gemeinden aufgerufen, bis zum 10. März ihre Stimmen abzugeben, wie die Kirchen am Mittwoch mitteilten. Zur Wahl stehen mehr als 10.000 ehrenamtliche Kandidatinnen und Kandidaten. Die Wahlberechtigten können per Briefwahl oder online abstimmen, wer künftig die Gemeinden leiten soll. In rund zwei Dritteln der Gemeinden wird zudem eine Urnenwahl am 10. März angeboten.
Allein die hannoversche Landeskirche, die drei Viertel Niedersachsens umfasst, schickt derzeit Briefwahlunterlagen an rund 1,97 Millionen wahlberechtigte Mitglieder. Bei früheren Wahlen hätten diese Unterlagen noch beantragt werden müssen, erläuterte Kirchensprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. Wahlberechtigt sind Kirchenmitglieder ab 14 Jahren – Stichtag ist dabei der 10. März. In der oldenburgischen Kirche können 322.000 Menschen mitwählen. In der braunschweigischen Landeskirche sind es 258.000.
Die Kirchenvorstände leiten zusammen mit den Pastorinnen und Pastoren die Kirchengemeinden vor Ort. Sie sind für die inhaltliche Ausrichtung einer Kirchengemeinde ebenso verantwortlich wie für Gebäude, Ländereien, Friedhöfe, Personal und Finanzen. Alle sechs Jahre entscheidet die Kirche über die Besetzung ihrer lokalen Leitungsgremien. Die Gewählten werden meist durch berufene Mitglieder ergänzt. Die Wahlen finden in allen fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen zeitgleich statt.
In der hannoverschen Landeskirche stellen sich den Angaben zufolge 7.411 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl, die ab Juni die rund 1.200 Kirchengemeinden leiten werden. Wegen Gemeindefusionen sind es diesmal rund ein Viertel weniger als 2018, als etwa 10.000 ehrenamtliche Posten besetzt werden mussten. In der braunschweigischen Kirche kandidieren insgesamt 1.821 Personen in 268 Gemeinden. In der oldenburgischen Kirche sind es 1.044 Frauen und Männer in 106 Gemeinden. Gewählt wird auch in der Landeskirche Schaumburg-Lippe und in der Evangelisch-reformierten Kirche.
In der hannoverschen und der oldenburgischen Kirche dürfen erstmals Kirchenmitglieder schon im Alter ab 16 Jahren kandidieren. In der hannoverschen Landeskirche sind 68 Kandidatinnen und Kandidaten unter 18 Jahren. Die meisten künftigen Kirchenvorstände sind dort allerdings 50 Jahre oder älter (68 Prozent). In der oldenburgischen Kirche sind 14 von 1.044 Kandidierenden unter 18.
In der hannoverschen Landeskirche sind 60 Prozent der zur Wahl stehenden Frauen, wie es hieß. Ein Viertel aller Kandidierenden nutze dort die neu geschaffene Möglichkeit nur für drei, anstatt für sechs Jahre zu kandidieren. Landesbischof Ralf Meister dankte allen für ihre Bereitschaft: „Alle, die Mitglied in einem Kirchenvorstand sind und alle, die sich erneut oder zum ersten Mal zur Wahl stellen, übernehmen öffentlich Verantwortung für ihre Kirchengemeinde. In einer Zeit, in der sich viele Fragen an unsere Kirche richten, ist das eine Herausforderung.“
Auch die Oldenburger Synodenpräsidentin Sabine Blütchen und der dortige Bischof Thomas Adomeit appellierten an die Wahlberechtigten, sich an den Wahlen zu beteiligen: „Ihre Stimme zählt!“, erklärten sie.