Hannover. Die aktuellen Kriege und Konflikte wie in Gaza oder der Ukraine schlagen sich nach Angaben von Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) unmittelbar an den Schulen nieder. In den Klassen säßen Schülerinnen aus der Ukraine neben Schülern mit Wurzeln in Russland und Jugendliche aus Palästina neben jungen Juden, sagte Hamburg am Mittwoch in Hannover bei einem Lehrkräfteforum der evangelischen Landeskirche Hannovers: „Plötzlich schwappen all diese Themen in die Schule, nicht nur abstrakt, sondern ganz konkret.“
Die Ministerin ermutigte die Lehrerinnen und Lehrer, die daraus entstehenden Fragen im Unterricht aufzunehmen: „Sie als Lehrkräfte sind mit die ersten, die diese Themen diskutieren und Debatten führen“, sagte sie im Kongresszentrum vor rund 300 Lehrkräften aus ganz Niedersachsen. Das sei allerdings nicht einfach.
Vielfach müssten die Lehrerinnen und Lehrer nun Konflikte schlichten und Fragen beantworten, für die sie selbst noch keine abschließenden Antworten gefunden hätten. „Schülerinnen und Schüler kommen plötzlich mit Gewissheiten aus den sozialen Netzwerken in die Schulen, die bar jeder Grundlage sind“, sagte Hamburg. Darauf einzugehen, koste viel Zeit.
In einer Diskussion zur Rolle der Religionen in Kriegen und Konflikten wies der hannoversche Landesbischof Ralf Meister darauf hin, dass das Grundgesetz mit seinen Freiheitsartikeln den maßgeblichen Rahmen für ein Miteinander der Religionen setze. Es sei eine schmerzliche Erkenntnis aus der deutschen Geschichte heraus, „dass die Religionen aus der eigenen Rolle heraus nicht in der Lage sind, Frieden zu schaffen“, sagte er.
Auch der evangelische Theologieprofessor Wolfgang Reinbold mahnte, für die Begegnung der Religionen seien „Spielregeln“ nötig, an die sich alle halten müssten. „Wir brauchen Respekt“, sagte Reinbold, der zum Vorstand des „Hauses der Religionen“ in Hannover gehört. „Wenn der Respekt nicht da ist, ist Begegnung Augenwischerei.“ Das sei der Grund, weshalb es im Dialog der Religionen gegenwärtig auch manche Enttäuschung gebe.
An der Veranstaltung zum Thema „Baustelle Frieden“ nahmen Lehrkräfte aller Fachrichtungen, Schulformen und Konfessionen teil. „Es geht uns darum, die Lehrkräfte zu ermutigen und zu befähigen, mit den gesellschaftlichen Herausforderungen umzugehen“, sagte Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track. „Um das zu schaffen, braucht man gute Bildung und Kompetenzen, aber auch Herz und Empathie.“
Bild: Nancy Heusel
epd Niedersachsen-Bremen