Hannover. Mit Blick auf laufende Erneuerungsprozesse in der hannoverschen Landeskirche hat Landesbischof Ralf Meister vor Selbstüberforderung gewarnt. „Wir denken, alle sind hoch motiviert und haben genügend Ressourcen, sich über ihre örtlichen laufenden Prozesse hinaus noch zusätzlich an zentralen landeskirchlichen Reformprozessen zu beteiligen“, sagte Meister am Freitag in Hannover vor dem evangelischen Kirchenparlament, der Landessynode. Diese Erwartung sei womöglich zu hoch.
Neben großem Engagement beobachte er auch Erschöpfung angesichts vieler guter, aber gescheiterter Zukunftsideen. Es sei gewiss, dass es manche Einrichtungen und Angebote in Zukunft nicht mehr geben werde, weil sie nicht mehr nachgefragt würden. „Lassen wir es geschehen und hängen die Zukunft der Kirche nicht an unsere Kraft und unseren Machbarkeitswahn“, sagte Meister.
Zugleich betonte der Landesbischof, dass er überall in der Landeskirche ermutigende Aufbrüche erlebe. In immer mehr Gemeinden erlebe er eine zunehmende Ausrichtung der kirchlichen Angebote auf die Bedürfnisse des sozialen Umfeldes der Gemeinden sowie die Motivation, neue Milieus anzusprechen und innovative Formen kirchlichen Lebens zu etablieren. „Der Veränderungsmut von Kirchenvorständen, Pastorinnen und Pastoren und allen anderen Mitarbeitern ist erstaunlich“, unterstrich Meister.
Es liefen in der Landeskirche derzeit eine ganze Reihe von Modernisierungsprozesse. Diese betreffen unter anderem die Kirchenkreise, die kirchlichen Berufe, die Verwaltung im Landeskirchenamt und zentrale landeskirchliche Einrichtungen wie das Haus kirchlicher Dienste.
Meister forderte bei allem Veränderungswillen mehr Geduld und Einsicht in eigene Grenzen. Gemeinden müssten nicht zugleich „nach innen verdichtend, nach außen eröffnend, kulturell hochwertig, spirituell tiefgründig, sozialpolitisch aktiv, nachhaltig, divers, diakonisch engagiert, sozialraumbezogen und allen Milieus gleichermaßen zugewandt sein“. Kirchliches Engagement dürfe nicht von einer „Last des Gelingens“ geprägt sein. Stattdessen müsse es sich aus den individuellen Gaben und Möglichkeiten der Menschen vor Ort entwickeln.