"Die Kommunikation beflügeln"
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Pastor*innen, Kirchenvorstände, Öffentlichkeitsbeauftragte, Ehrenamtliche - es war eine bunte Mischung, die sich am Freitag (13. November 2020) vor den Computern versammelte und digital verbunden war. Sie alle hatten viele Fragen und suchten den Austausch zur Kommunikation in Krisenzeiten. "Was verbindet... wenn Krise trennt" war das Motto des Medientags der Landeskirche.
Auch Journalist*innen waren eingeladen, über Probleme zu diskutieren, die Kirchen wie Medien in ähnlicher Weise treffen: immer weniger Mitglieder, steigender finanzieller Druck, Unsicherheit durch die Corona-Pandemie. Wie werden Zielgruppen in der Krise erreicht, welche womöglich neu erschlossen, welche Themen und Kanäle sind bei der Kommunikation hilfreich?
Diese Fragen stellte der Medientag – zum ersten Mal in einer Video-Konferenz mit über 200 Teilnehmenden. Digitaler Mittelpunkt war das Popular Convention Center in Burgdorf, in dem Moderator Jan Sedelies einige Gäste (coronakonform) begrüßte und andere per Video zuschaltete. Übertragen wurde der Livestream vom Mediendienst der Evangelischen Jugend Bramsche. „Wir wollen die Kommunikation beflügeln“, formulierte Joachim Lau, Direktor der Evangelischen Medienarbeit (EMA), den Anspruch der Landeskirche.
In einem einleitenden Interview mit Moderator Jan Sedelies verdeutlichte Landesbischof Ralf Meister, dass die Kirche eine Erzählgemeinschaft sei: „Sie muss und will ihre Botschaft unter die Leute bringen. Dafür müssen aber nicht alle auf Instagram sein. Wir müssen da reden, wo wir authentisch und überzeugend sein können. Wir brauchen Kommunikation, die unter die Haut geht.“
Für Medienunternehmen wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gehe es nicht nur darum, zu fragen: Was wollen die Menschen in der Zeitung von morgen lesen – „sonst hätte Henry Ford wohl nie das Auto erfunden, sondern schnellere Pferde gezüchtet“, erklärte Hannah Suppa, künftige Chefredakteurin der Leipziger Volkszeitung und Mitglied der Chefredaktion des RND. Eine Antwort seien neue Formen und Formate: vom Newsletter über Veranstaltungen bis zu Wanderungen mit den Leser*innen.
Welche Form können so bedeutende Traditionen wie das Weihnachtsfest in Corona-Zeiten haben? Darüber diskutierten unter anderem Chris Schlicht, Pastor aus einem Bremerhavener Brennpunkt, und Insa-Becker-Wook vom Stadtkirchenverband Hannover. „Wir werden einen Weihnachtsmarkt mit Themeninseln in der Kirche organisieren“, erläuterte Chris Schlicht. „Alle bekommen ein Heißgetränk, es gibt einen Wartebereich mit Abstandhaltern. Die Weihnachtsgeschichte wird gelesen, die lange Predigt entfällt. So wollen wir diesen einen Moment Weihnachten für alle ermöglichen. Nächstenliebe heißt für uns im Moment auch, alles möglichst sicher zu gestalten.“
„Die Hannoversche Marktkirche wird Heiligabend von 14 bis 24 Uhr geöffnet sein“, sagte Insa Becker-Wook, „dazu gibt es ein digitales Krippenspiel und einen Gottesdienst im Eisstadion. Die Vielfalt ist groß. Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, ist riesig und ich hoffe, dass wir uns das über die Pandemie hinaus bewahren.“ Dass die Krise auch Kreativität freisetzt und manche Dinge beschleunigt, wollte beim Medientag niemand verneinen.
Das Interview mit beiden können Sie unter diesem Link jederzeit ansehen.
Von neuen Angeboten berichtete auch Christine Tergau-Harms vom Zentrum für Seelsorge und Beratung. „Wir haben sehr viel gelernt, neue Formen, etwa über Video-Chat, zu nutzen.“ Die Nachfrage nach seelsorgerlichen Angeboten sei gestiegen, Telefon- und Chat-Seelsorge sind hochgefahren worden. „Seelsorge ist zunächst ein sehr persönliches Geschehen – der direkte Kontakt ist durch nichts zu ersetzen.“
Ähnliches berichtete auch Prof. Dr. Iris Tatjana Graef-Callies, ärztliche Direktorin der Psychiatrie Wunstorf. „Wir versuchen, die Brüche zwischen den Menschen so gering wie möglich zu halten. Angst ist eine große Herausforderung. Die dauernde Informationsflut ist in dieser Intensität nur schwer zu verdauen. Wir raten Patienten, Pausen einzulegen und die Nachrichten auch mal ruhen zu lassen.“
In Workshops konnten sich die Teilnehmenden des Medientags in kleineren Runden austauschen und Erfahrungen teilen, bevor Marcus Buchholz die Gewinner des Gemeindebriefpreises bekanntgab. Als eines der nach wie vorn verbreitesten Medien der Kirchen informieren Gemeindebriefe regelmäßig über Neuigkeiten – in Niedersachsen kommen alle zusammen fast auf eine Millionen-Auflage. Und viele der oft ehrenamtlichen Redaktionen haben auch ein digitales Angebot.
Alle Preisträger finden Sie hier.