Startseite Archiv Tagesthema vom 11. Juli 2020

Was die Welt braucht

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Andacht zum 5. Sonntag nach Trinitatis

Was die Welt braucht, sind ein paar verrückte Menschen, denn schaut an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“ (George Bernard Shaw) 

Dieser Spruch hing bei meinem Bruder an der Pinnwand. Ich mochte ihn schon damals. Ein wenig verrückt, ein bisschen schräg, das ist interessant.

Eine ziemlich gute Grundlage, um Christ zu werden. Denn der Glaube an Wunder und an einen Gott der Liebe, das ist schon ziemlich verrückt. Die Welt funktioniert anders. Da gilt das Recht des Stärkeren. Von nichts kommt nichts. Sei fleißig, sei strebsam, sei vernünftig. 

Der Bibeltext für heute erzählt von dem ersten Jünger Jesu. Er führt ein ziemlich normales Leben. Seinen Lebensunterhalt verdient er damit Fische zu fangen. Als er davon hört, dass ein Wanderprediger in sein Dorf kommt, kümmert ihn das nicht besonders. Er geht Fische fangen. Völlig übermüdet von seiner Nachtschicht sitzt er am Strand und flickt die Netze, um dann endlich ins Bett zu gehen. Feierabend! 

Aber leider kommt es anders als gedacht. Er wird in die Geschichte von Jesus reingezogen. Zuerst hilft er ihm, weil man das halt so macht. Dann lässt er sich auf eine kleine Bootstour mit Jesus ein, weil er halt höflich ist. Am Ende sitzt er in einem Boot vollgefüllt mit Fischen und fühlt sich irgendwie klein. Fehl am Platz. 

„Genau dich brauche ich“, sagt Jesus. „Komm mit!“ (Lukas 10,5-11)

Immer wieder frage ich mich, warum Petrus tatsächlich mit Jesus mitgeht. Es gibt keinen vernünftigen Grund! Nur ein seltsames Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit. Aber vielleicht ist genau dies der Grund. Dass Petrus feststellt, dass er Gott braucht. 

Da geht es mir genau wie ihm: Was meine Seele braucht, sind tatsächlich ein paar verrückte Gottesworte. Dass mein Leben tatsächlich einen Sinn hat. Und ein Ziel. Dass ich wirklich gewollt und geliebt bin. 

Es ist schon richtig. Von Liebe reden alle. Aber eine Liebe, die von Gott kommt, ist noch einmal etwas ganz anderes. Sie ist nicht mehr den Regeln dieser Welt unterworfen.

Pastor Christian Plitzko

Der Bibeltext

Es begab sich aber, als sich die Menge zu Jesus drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eins der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, so dass sie fast sanken. Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 1ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Lk 5, 1-11
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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Der Autor

Pastor Christian Plitzko