Der Herr ist mein Hirte - und das bleibt auch so!
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Andacht am Sonntag Misericordias Domini
Es gibt gute und schlechte Tage. Das war schon vor Corona so, und das ist immer noch so. Wenigstens das hat sich nicht geändert.
An guten Tagen freue ich mich über den scheinbar unerschöpflichen Ideenvorrat unserer Töchter. Da spüre ich die warme Sonne im Gesicht und das kalte Eis auf der Zunge und freue ich mich über viel Kreativität und Neues im Internet und in der Stadt. Aber es gibt eben auch die schlechten Tage. Dann bin ich wütend über die einfache Aussage, dass Kindergärten bis Mitte August geschlossen werden, genervt, weil es so unklar ist, wann und wie es überhaupt weitergeht und traurig über die Unsicherheit, wenn ich andere treffen möchte. Corona sorgt für mehr Loopings in der Achterbahn meiner Gefühle und die Geschwindigkeit wird höher.
„Der Herr ist mein Hirte“, so beginnt der wahrscheinlich bekannteste Psalm. Gott als Hirte ist ein verbreitetes Bild für Gott in der Bibel. Die Hirtenbilder, die ich als Stadtkind vor meinem inneren Auge habe, finde ich allerdings wenig attraktiv als Gottesbild. Aber haben sie wohl auch nur wenig mit der Realität zu tun. Denn welcher Hirte steht schon neben seiner Herde und schaut verträumt in die Landschaft und seinen grasenden Schafen zu? Wahrscheinlich kein einziger.
Jesus sagt „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ Ein Hirte kämpft um seine Schafe. Er rettet sie vor Gefahren, bleibt bei ihnen wenn es hart auf hart kommt. Ein Hirte zeigt den Schafen den Weg, damit sie sich nicht verlieren und trägt sie wenn es nicht mehr anders geht. Ein echter Hirte schaut nicht verträumt in der Gegend rum, sondern bleibt wach und aufmerksam bei seinen Schafen während sie friedlich grasen - und auch wenn sie in der Achterbahn sitzen.
So ein Hirte ist Gott. Und mit so einem Hirten-Gott an meiner Seite fühle ich mich an den guten wie den schlechten Tagen beschützt, getragen und bewacht. Ich bin nicht auf mich allein gestellt, wenn es mir gut geht. Wenn ich kopfüber im Looping bin, weiß ich, dass ich nicht rausfallen werde. Und wenn ich in der Achterbahn die Orientierung verliere, bin ich sicher, dass ich nicht verloren gehe. Gott drückt mich ganz fest an sich und wenn nötig, dann kämpft er um mich. Das war vor Corona so, das ist während Corona so und das bleibt auch danach so. Wenigstens das verändert sich nicht. Der Herr ist mein Hirte – Gott sei Dank!
Pastorin Dr. Dorothea Noordveld-Lorenz