"Ins Gespräch gebracht und gut geregelt."
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„Ich höre immer wieder, dass Pastorinnen und Pastoren mit Sprachlosigkeit konfrontiert sind, wenn es um Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Sterben und Tod geht“, erzählt Pastorin Anita Christians-Albrecht vom Zentrum für Seelsorge. Die landeskirchliche Beauftragte für Altenseelsorge ist viel in der Fläche der Hannoverschen Landeskirche unterwegs und hat die Bedürfnisse, die sie dabei wahrgenommen hat, jetzt in eine Vorsorgebroschüre einfließen lassen. „Ins Gespräch gebracht und gut geregelt. Vorsorge ist sinnvoll“ ist der Titel des von der Landeskirche herausgegebenen Heftes, von dem bereits 15.000 Exemplare bestellt und ausgeliefert wurden.
„Selbstbestimmung ist heute ein wichtiger Aspekt menschlichen Lebens“, sagt Dr. Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamtes. „Vor diesem Hintergrund werden Schmerzen, Leiden, Verfall und Abhängigkeit oft verdrängt. Es kann aber auch in der letzten Lebensphase noch Lebensqualität da sein – hierfür kann Kirche Orientierung geben.“
Orientierung gibt die Vorsorgebroschüre in Form von ganz konkreten Informationen, etwa zu den Themen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Vermögensaufstellung, Bestattungsformen, Trauergespräch, Trauerphasen und Trauern mit Kindern. „Wir möchten die Hilfsmöglichkeiten und Kompetenzen der Kirche deutlich machen“, sagt Anita Christians-Albrecht dazu. In vielen Jahren als Gemeindepastorin habe sie immer wieder die heilsame Kraft von Ritualen erlebt – etwa bei der Einsegnung von Verstorbenen, die Angehörige zur Ruhe kommen lasse aber zunehmend in Vergessenheit gerate.
Helene Eißen-Daub, Referentin für Besuchsdienstarbeit im Haus kirchlicher Dienste, hat bei der Entwicklung der Broschüre insbesondere ehrenamtlich Mitarbeitende in den Gemeinden in den Blick genommen: „In den Besuchsdienstgruppen erleben die Ehrenamtlich ebenfalls viel Sprachlosigkeit, wenn es um das Ende des Lebens geht“, berichtet sie. „Das Thema ist angstbesetzt und wir brauchen einen Schlüssel wie die Vorsorgebroschüre, um ins Gespräch zu kommen – etwa wenn es um die Klärung der Bestattungsform geht.“ Auch für die Ehrenamtlichen selbst habe die Broschüre einen hohen Wert, helfe ihnen, sich mit Fragen rund ums Lebensende auseinander zu setzen und sprachfähig zu werden. Nach einem Todesfall müssten Angehörige vieles innerhalb kurzer Zeit regeln, ergänzt Anita Christians-Albrecht; da sei es sehr hilfreich, wenn man bereits vorher über die Dinge nachgedacht habe.
Dr. Katharina Rogge-Balke vom Haus kirchlicher Dienste ist es wichtig, dass die Broschüre als Disziplinen übergreifendes Projekt entstanden ist: Neben Christians-Albrecht und Eißen-Daub waren auch sie selbst als Referentin für Erbschaftskommunikation und Projektleiterin sowie Erika Marten als Juristin im Landeskirchenamt beteiligt. Aus explizit christlicher und ganzheitlicher Perspektive werde in der Broschüre menschliches Leben und Sterben in den Blick genommen, betont Rogge-Balke – ohne kommerzielle Interessen, ohne Werbung und parteilich allein für die Betroffenen. „Die Vorsorgebroschüre hat nichts Dogmatisches an sich, sondern ist eine differenzierte Denkhilfe“, sagt Stephanie Springer.
Wichtig sind allen Beteiligten auch die klare, verständliche Sprache der Broschüre und die professionelle, ansprechende Gestaltung: „Das war mir ein großes Anliegen, damit möglichst viele Menschen das Heft gerne in die Hand nehmen“, sagt Anita Christians-Albrecht. Die überwältigend positive Resonanz auf das Heft gibt ihr und den übrigen Projektbeteiligten Recht.
Andrea Hesse, Öffentlichkeitsarbeit im Zentrum für Seelsorge