Tun, was gerade dran ist.
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Andacht am Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres
In diesen Tagen ziehen wieder Kinder mit Laternen um die Häuser und stehen an unseren Haustüren, um Lieder zu singen und Süßigkeiten zu bekommen. Wir tun gut daran, Süßigkeiten bereitzuhalten und zu verteilen. Und sie tun gut daran, Lieder zu singen, die von Martin von Tours erzählen.
Wir alle kennen die Geschichte von diesem Mann: Er ist jung, reich, hat ein Pferd, einen warmen Mantel und ein Schwert. All das ist gut, wenn es kalt wird oder Räuber drohen. Er reitet alleine durch Nacht und Wind und sieht etwas, was er nicht sehen will: einen Bettler, der auch noch friert. Er nimmt das Schwert und schneidet seinen wärmenden Mantel in zwei Teile. Sonst dient das Schwert zum Kampf, jetzt rettet es Leben. Sonst dient es der Vermehrung von Land und Besitz, jetzt dem Teilen.
Ein Stück vom Mantel bekommt der Bettler gegen die Kälte, das andere Stück behält der junge Ritter selber. Dann reitet er davon, hinfort mit seinem Mantelteil…
Für Martin hat sich in dem Moment einiges geändert.
Für Martin gab es nur eine Erklärung: Christus selbst ist ihm in dem Bettler begegnet. Als Christ konnte er das gar nicht anders deuten. Christus selbst ist ihm begegnet, und Martins Leben gerät in ein neues Licht.
Martin begegnet Jesus Christus. Der Legende nach wird ihm das erst in der folgenden Nacht klar, als er noch einmal den Bettler mit seinem halben Mantel sieht – diesmal eindeutig mit dem Antlitz von Jesus.
Und der sagt wie im Matthäusevangelium: „Was du getan hast einem von meinen geringsten Brüdern, das hast du mir getan!“
Das ändert alles. Martin will als Christ leben. Martin ist nicht mehr der, der er war. Nichts wird mehr sein, wie es einmal war.
Im Augsburger Bekenntnis, Artikel 21, heißt es:
Vom Heiligendienst wird von den Unseren so gelehrt, daß man der Heiligen gedenken soll, damit wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und auch wie ihnen durch den Glauben geholfen worden ist; außerdem soll man sich an ihren guten Werken ein Beispiel nehmen, ein jeder in seinem Beruf
Dann soll ich einfach hergehen und meinen Mantel verschenken, oder Geld, oder Zeit, oder Liebe. Einfach so verschenken.
Ich denke, dass Martin durchaus nachgedacht hat, als er getan hat, was er getan hat. Aber er hat sich eben anrühren lassen von dem, was er sieht. Und darin soll Martin ein Vorbild sein. Was er getan hat, leuchtet doch jedem ein. Das zu tun, was gerade dran ist. Und schon friert ein Mensch weniger.
Amen.
Jakob Kampermann