Gutes tun.
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Andacht zum Erntedankfest
Gestern am Küchentisch. „Mama, wir sollen morgen für´s Erntedankfest Konservendosen mit in die Schule nehmen. Die bringen wir dann in die Kirche für arme Leute!“ Hm, dachte ich, das ist ja mal eine tolle Idee. Also auf zum Küchenschrank! Ravioli- geht nicht. Mögen die Kinder gerne auf die Schnelle. Erbsen und Möhren- geht nicht. Die waren für Sonntag geplant. Hühnernudeltopf - auf gar keinen Fall! Die nächste Grippe kommt bestimmt. Kidneybohnen- die laufen sogar nächsten Monat ab. Was müssen die schon lange im Schrank stehen! Die kann er mit in die Kirche nehmen.
Abends im Imbiss beschleicht mich ein komisches Gefühl. Erst kann ich mich nicht von einfachen Konservendosen trennen und nun bestelle ich für die ganze Familie Menü 2-5. Mit Majo und Ketchup. Natürlich. Da sitze ich nun mit meinem schlechten Gewissen und warte auf meine Bestellung, als es plötzlich nach Schnaps stinkt. Ein ärmlich gekleideter in sich versunkener Mann betritt den Imbiss und bestellt: „Eine Bratwurst, bitte!“ „Macht 2,50!“
„Die habe ich aber nicht!“
„Dann gibt’s hier auch keine Bratwurst!“
Während die Bedienung sich genervt wieder ihrer Friteuse widmet, stehe ich auf und drücke ihm 5 Euro in die Hand. Heimlich. Einfach so. Er strahlt, bedankt sich mehrfach und bestellt, scheinbar 20 cm größer, eine Bratwurst.
Ich nehme mein Essen entgegen und mache mich fröhlich auf den Heimweg. Spenden ist gar nicht so schwer. Man muss nur die richtige Art und Weise für sich herausfinden- denn so vielfältig die Armut auch ist, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten, Gutes zu tun. Konserven- nicht mein Ding- aber Bratwurst kann ich!
Und Sie?
Sind Sie eher der Bratwurst- oder Konserventyp?
Amen.
Cathrin Meenken