In der Liebe verwurzelt
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Andacht zum Sonntag Exaudi
Von der Kraft der Fürbitte spricht der Apostel im Brief an die Epheser. Aber nicht von der persönlichen Fürbitte in Krankheit. Er betet für die Gemeinde. Er betet nicht: Gott, schenke Frieden für die Welt. Bittet Gott nicht um das, was ihr selber tun müsst. Also nicht: lass Frieden in Syrien werden. Das müssen Menschen hinkriegen. Oder: Bewahre die Schöpfung. Nein, das ist konkrete Alltagsaufgabe eines jeden Menschen. Lass die Kirche nicht um sich selber kreisen. Nein, das ist in die Verantwortung von Menschen vor Ort gegeben.
Die Fürbitte des Apostels für die Gemeinde geht tiefer. Ich bitte, „dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne“. Glaube in euch wohne. Christus ist euer Mitbewohner. Kein Hausbesetzer, kein Gast, der wieder geht, kein Mieter mit Kündigungsfrist. Eine Wohngemeinschaft seid ihr. Wenn Christus durch den Glauben in Euren Herzen wohnt, dann seid Ihr in ständigem Miteinander von einem Vertrauen getragen.
Ich bete für euch, dass ihr in der Liebe verwurzelt seid. Nicht Liebe in euch verwurzelt, sondern ihr in der Liebe. Wie ein großer Garten voller Blumen, rot und gelb und blau ist das Feld der Liebe, mittendrin ihr, DU, verwurzelt. Und sie wächst. Das ist seine Fürbitte.
O Gott, wie weit bleiben wir dahinter zurück! Wie nötig ist das Gebet. Menschen unserer Tage sind nicht erfüllt, sondern abgefüllt. Mit schlechten Nachrichten, mit Belanglosigkeiten des Fernsehens, mit der unruhigen Hast nach Erlebnissen. Die Lehrer der Meditation lehren uns, dass ich mich entleeren muss, ehe ich erfüllt werde.
Wie kann man so beten? Die Antwort des Apostels steht am Anfang: „Ich beuge meine Knie vor dem Vater.“ Ich gehe in die Knie angesichts meines Unglaubens. Wovor beuge ich meine Knie? Ich beuge meine Knie vor Gott, meinem Vater. Ich schaue von mir weg. Gebe mein Leben in seine Hand. Demut vor Gott als Lebenshaltung. Ich muss nicht um jeden Preis um meine Selbstbestimmtheit kämpfen, Meine Souveränität ist, dass ich auf meine Souveränität verzichten kann.
Das alles bittet der Apostel für die Gemeinde. Bitter nötig haben wir das: Betet für den Glauben und die Liebe in der Gemeinde, für die Kirche, denn kostbar ist sie.
Denn was wäre, wenn es die Kirche nicht gäbe? Es gäbe keine Räume der Stille. Es gäbe keinen Raum, in dem die Wörter wie Barmherzigkeit Seligkeit, Nächstenliebe, Gnade ihren Platz haben. Die Poesie der Psalmen hätte keine Heimat mehr. Es gäbe keinen Ort mehr, in dem die Namen der Toten genannt werden. Keine Ort, in dem Glocken läuten und Chöre singen. Keine Haltestellen mehr für die Seele. Darum gut, für die Kirche zu beten.
Die Kraft der Fürbitte. Sie schützt mich vor Allmachtsphantasien und Macht-Ansprüchen. Sie zeigt mir meine Bedürftigkeit und die Bedürftigkeit der Gemeinde.
So schließt das Gebet des Apostels dann auch: „Dann gibt er über das hinaus, was wir bitten, nach der Kraft, die in uns wirkt. Ihm sei allein die Ehre“. Nach der Kraft, die in uns wirkt.
Amen.
Heinz Behrends