Ein Gott der Freiheit
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Andacht zu Christi Himmelfahrt
Türkisblau, Ultramarinblau, Veilchenblau, Bayrisch blau, Nivea-Blau, Zwetschgenblau. Zahllose Blautöne gibt es in der deutschen Sprache. Blau kann das Wunder sein, das man erlebt. Blau ist das Band, das der Dichter Eduard Mörike durch den Frühling flattern lässt. Blau blüht der Enzian. Blau ist das Ziel der Cliquen, die heute mit ihren Leiterwagen losziehen.
Himmelfahrt ist eine Fahrt ins Blaue. Auch Christus entschwindet für seine Jünger ins Blau des Himmels. Himmelfahrt ist das Fest des Gottes, der sich rarmacht. Kein Wunder, könnte man meinen, dass bei diesem Thema die Mehrheit der Menschen den Tag mit einem Leiterwagen verbringt und lieber den üppigen Rausch feiert. Was gibt es da zu feiern?
Gott lässt sich nicht begrenzen auf unsere Räume und Vorstellungen. Seine Größe bricht durch jede Decke und selbst der Himmel ist zu klein. Jedes Wort, das ihn beschreibt, hat er seit Ewigkeiten hinter sich gelassen.
Der Raum, in den Gott uns stellt, ist auch deshalb so weit, weil Gott sich ein wenig daraus zurückgezogen hat. Er schenkt uns Freiheit. Nicht wenn wir meinen, genau zu wissen, was Gott von uns will, sondern wenn wir unsere Freiheit glaubwürdig leben, sind wir ihm nah.
Ich finde dieses Bild Gottes so schön, weil ich es aus meinem Leben kenne. Ich habe drei inzwischen erwachsene Kinder. Wir geben unseren Kindern Raum, indem wir uns zurückziehen, wenn sie älter werden. Erst einmal können sie nicht ohne uns leben. Und mit jedem Schritt entdecken sie die Freiheit, die wir ihnen gewähren. Gehen wir nicht behutsam auf Abstand, nehmen wir unsere Kinder gefangen. „Gotteskindschaft“ heißt daher nicht, dass wir Kinder bleiben sollen. Nein: Auch als Erwachsene bleiben wir Kinder unserer Eltern – und Kinder von Gott.
Jesus wird den Augen einiger weniger Jünger entzogen, damit er dorthin gehen kann, wo er alle in den Blick bekommt. Jeden und jede von uns. Wo auch immer er ist: Von dort aus sieht er mich.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag unter einem wunderbar blauen Himmel!
Ihr Ralf Meister
Ralf Meister