Was bewirkt schon beten und loben?
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Andacht zum Sonntag Kantate
Ich war letzte Woche im Kloster Helfta bei Eisleben zu Gast. Dort wurde ein altes Zisterzienser Kloster neu belebt. Ausgerechnet dort. Knapp 10 % Christen. Und dann ein Kloster mit sieben Nonnen.
Sie wurden von Menschen aus der Bevölkerung gefragt: „Was wollt ihr hier und was macht ihr hier?“ Die Antwort: „Wir sind da und beten und singen.“ Und sonst? „Sonst nichts. Einfach nur beten und singen.“ Fünfmal am Tag.
Und dann die Erfahrung, Menschen interessieren sich dafür, kommen und schauen, fragen und suchen. Schätzen die Anwesenheit der singenden Frauen und immer wieder geschieht es, dass jemand kommt und mitbetet und Seelsorge sucht. Und einer kann sagen: „Viele sind hier abgehauen, aber ihr seid gekommen und betet und singt. Das ist wichtig für unser Leben.“
Der Evangelist Lukas der in seinem Evangelium und in der Apostelgeschichte uns immer wieder von Menschen erzählt, die beten und loben, ist davon überzeugt, dass so Gemeinde Jesu entsteht. Durch Loben, durch das Einstimmen in den Jubel der Engel.
Dabei ist es ein Merkmal unseres Glaubens, dass wir Gott nicht nur dann loben, wenn alles schön und in Ordnung ist im eignen Leben und in der Welt. Dann kämen wir womöglich nie dazu.
Beten und loben geschieht bei Paulus und Silas in der Apostelgeschichte, bei den Nonnen in Helfta und bei vielen anderen. Daraus lerne ich: beten und loben geschieht absichtslos. Es verfolgt keinen Zweck. Es geschieht nicht, damit die Mauern fallen, oder damit sich etwas ändert.
Es geschieht aus Freude darüber, was Gott für uns getan hat.
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“
So sang und singt es Israel im Dank für Gottes Befreiung. So singen es Christen dieser Erde in allen Ländern im Aufstand gegen das, was das Leben ersticken und klein machen will. So singen wir es in den Gottesdiensten, obwohl oft genug die Situation des Lebens und der Welt dagegen sprechen mag. So singen wir oder andere es selbst an den Gräbern.
Paulus und Silas, die Nonnen von Helfta und wir mit ihnen loben Gott. Manchmal mutig mit vielen anderen, manchmal in tiefer Nacht und ziemlich allein.
So als ob wir sagen: „Komm, Seele, lobe Gott! Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Amen.
Dr. Detlef Klahr