Startseite Archiv Tagesthema vom 17. Mai 2019

Der Bericht des Landesbischofs

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Bischof stellt sich hinter Klimaschutz-Bewegung "Fridays for Future" - Aktivistinnen sprechen vor evangelischer Landessynode

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat sich hinter die Klimaschutz-Bewegung "Fridays for Future" gestellt. Während seines Bischofsberichts vor der evangelischen Landessynode überließ er am Donnerstag erstmals zwei Gastrednerinnen das Wort. Die "Fridays for Future"-Aktivistinnen Paula Seidensticker (18) und Lisa Steinwandel (21) forderten die Landeskirche dazu auf, sich mehr als bisher aktiv für den Klimaschutz zu engagieren. "Gemeinsam können wir es noch schaffen", sagte Seidensticker.

"Für die Einhaltung ambitionierter Klimaziele auf die Straße zu gehen, bedeutet für mich Christin zu sein", betone die Organisatorin der Schülerstreiks aus Celle. Die Lüneburger Studentin Steinwandel mahnte: "Es sind unsere Nächsten, unsere Kinder, wir, die betroffen sind." Ab dem Jahr 2030 werde das Klima kippen: "Dann bin ich 32 Jahre alt." Schon heute litten Menschen im globalen Süden unter den Folgen des Klimawandels, sagten die Aktivistinnen. Die Kirche könne dazu beitragen, auch ältere Generationen zu erreichen, die das Thema zu lange nicht ernst genug genommen hätten.

Bild: Jens Schulze

Meister würdigte das Engagement von "Fridays for Future" als beispielhaft. Zwar engagiere sich auch die Landeskirche für den Klimaschutz. "Doch wir setzen nicht mit der Ernsthaftigkeit um, die wir angesichts der drängenden Notwendigkeit brauchen würden." Bewegung, Mut und "Sprunginnovation" im Klimaschutz sähen anders aus. 

Im Blick auf sinkende Mitgliederzahlen in den Kirchen forderte der Landesbischof die evangelische Kirche auf, selbstkritisch ihre Traditionen zu reflektieren, ohne zugleich jedem Trend zu folgen. "Das braucht Wagnis und Risikomut", sagte er. Noch bestünden Chancen, Innovationen auch zu finanzieren. "Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir in Zukunft handlungsunfähig sein." Überschüsse sollten deshalb nicht nach dem Gieskannenprinzip verteilt werden, sondern gezielt missionarische Initiativen und Ausrichtungen von Gemeinden fördern.  

Bild: Jens Schulze

Meister bezog sich auf eine Studie Freiburger Wissenschaftler. Sie hatten in einer Zukunftsprojektion errechnet, dass die Mitgliederzahl der hannoverschen Landeskirche von derzeit 2,5 Millionen in den kommenden 40 Jahren auf 1,2 Millionen sinken könnte. 

Der Bischof warnte jedoch davor, allein auf die Zahlen zu starren. Der christliche Missionsauftrag bleibe bestehen, auch wenn sich Strukturen der Kirche veränderten. "Es bleibt die ureigene christliche Aufgabe, Gott zur Sprache zu bringen und die Schrift auszulegen in einer zunehmend religiös indifferenten Welt." 

Meister warb für mehr Zuversicht und Mut für Neuerungen. Auch die zuvor von der Synode beschlossene neue Verfassung der größten evangelischen Kirche in Deutschland sei zukunftsgewandt.

epd
Bild: Jens Schulze

Hannoversche Kirche will Flüchtlingsschulen im Libanon unterstützen

Die hannoversche Landeskirche will mit weiteren rund 100.000 Euro Schulen für syrische Flüchtlingskinder im Libanon unterstützen. "Immer noch leben 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon", sagte Landesbischof Ralf Meister am Donnerstag vor der evangelischen Landessynode in Hannover. "Manchmal habe ich den Eindruck, das Schicksal dieser Menschen gerät in Vergessenheit." 
Die Landeskirche Hannovers und die Evangelische Nationalsynode von Syrien und Libanon (NESSL) sind Partner im Projekt "Begegnen. Stärken. Lernen." Aus der Landeskirche sind nach Angaben des Landeskirchenamtes bislang rund 110.000 Euro Unterstützung für sechs Schulen mit über 600 Kindern geflossen. Von den mit großem Engagement eingerichteten Schulen mussten jedoch zwei wieder schließen, berichtete Meister. "Der große Anspruch, der dort steckt, ist Flüchtlingskindern Bildung und Zukunft zu geben." 
Im Herbst entscheide sich das Schicksal der übrigen vier Schulen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass dort Flüchtlingsschulen geschlossen werden", mahnte der Bischof. Deswegen wolle die Landeskirche für ein Jahr den Betrieb von zwei Schulen sichern. Möglich sei dies durch viele kleine Spenden und Kollekten aus den Kirchengemeinden. "Das ist ein starkes Signal, mit diesen Kollektenmitteln dort zu wirken, wo wir schon jetzt menschliche Kontakte haben."
15 Studierende aus Göttingen, Hildesheim und Osnabrück hatten im März zwei Wochen lang auch vor Ort die Schulen unterstützt. Nach Möglichkeit solle dieses Engagement weitergehen, sagte der Bischof. Zudem besuche im September eine Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern aus der syrischen Nationalsynode evangelische Schulen der Landeskirche. 

epd