Die Liebe ist langmütig.
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Andacht zum Sonntag Invocavit
„Hier küssten sich zum ersten Mal der Werner und die Erika, am 14. Mai 1955 beim Glühwürmchenschein“.
Es ist ein warmer Frühlingstag. Ich setze mich auf eine Bank. Sie steht an einen Teich im Wald. Mittagspause. Endlich frische Luft schnappen. Schon oft habe ich hier gesessen. Aber die Tafel war mir noch nicht aufgefallen. Mit kleinen Schrauben ist sie an der Lehne der Bank befestigt. Hier küssten sich zum ersten Mal der Werner und die Erika. An den Seiten ist die Tafel leicht schwarz angelaufen, aber noch gut lesbar. Vermutlich hat sie jemand vor einer ganzen Weile dort befestigt.
Hier saßen Erika und Werner im Jahr 1955 also vor 64 Jahren. Ich stelle mir vor, wie das Schild angebracht wurde. Vielleicht war es eine Überraschung für die beiden. Vielleicht haben sie es zusammen dort platziert. Vielleicht wollten sie auf diese Weise ihre lebenslange Liebe feiern. So wie Paulus im ersten Korintherbrief schreibt: „Die Liebe ist langmütig“.
An diesen Vers muss ich denken, als ich mir überlege, was Erika und Werner wohl erlebt haben. In meiner Fantasie werden sie ganz lebendig. Die beiden heiraten, bekommen Kinder. Feiern zusammen und fahren in den Urlaub. Da sind viele glückliche Momente voller Liebe.
Doch mein romantisches Bild bröckelt ein wenig, als ich über die Realität nachdenke. Auf einmal streiten sich Erika und Werner. Der Haushalt bleibt liegen. Dinge werden nicht repariert. Die Kinder weinen. Da sind Momente, in denen die beiden trotz Zweisamkeit allein sind. Denn die Liebe ist nicht immer freundlich.
Langsam stehe ich auf. Ich hoffe, dass es Erika und Werner gut geht. Ich weiß nicht, ob sie noch Leben. Doch ich glaube, dass Gott sie begleitet - egal, wo sie sind und dass sie ihre Liebe feiern.
Elisabeth Hühne