Startseite Archiv Tagesthema vom 12. Februar 2019

Kirche goes Kino

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Pastor Dietmar Adler aus Bad Münder koordiniert kirchliche Jurys bei großen Filmfestivals und berichtet für die Landeskirche von der Berlinale

Filmfestivals seien Kirchentage der Filmkultur, hat Dieter Kosslick einmal gesagt. 

Nun wurde er beim Ökumenischen Filmempfang während der Berlinale 2019 von den kirchlichen Filmorganisationen SIGNIS und INTERFILM mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. 
Und die Laudatio hielt ausgerechnet die Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages Dr. Julia Helmke, sie ist zugleich die Präsidentin von INTERFILM. Helmke wies auf einige Parallelen zwischen Berlinale und Kirchentag hin. Beide thematisieren Leid und Glück, Ängste und Hoffnungen der Menschen. Beide sind „offen, aber nicht beliebig“. 

Kosslick hat die Berlinale 18 Jahre lang geleitet und sie insbesondere als politisches Festival profiliert. Explizit dankte Julia Helmke dem Festivalleiter für „das Geschenk eines weltoffenen, gastlichen, menschenfreundlichen und herausfordernden Filmfestes“ und besonders für die Unterstützung der Ökumenischen Jurys.

Ökumenischer Empfang der Kirchen bei der 69. Berlinale mit der Verleihung des Ehrenpreises an Dieter Koslick. Bild: Walter Wetzler

Beim Filmempfang wurde auch die diesjährige Ökumenischen Jury vorgestellt, sie besteht aus fünf Frauen und einem Mann aus Uganda, Canada, USA und Deutschland.

In seiner Dankesrede forderte Kosslick die Kirchen auf, mit Empathie auf Fremde zuzugehen, so wie es der Eröffnungsfilm „The Kindness of Strangers“ schon in seinem Titel ausdrückt.

Besonderen Wert legt die Berlinale schon seit vielen Jahren auf ein neues Frauenbild. Am gleichen Tag hatten die Verantwortlichen eine Erklärung unterzeichnet, mit der das Festival sich selbst verpflichtet, Filme von Filmemacherinnen im gleichen Maße auszuwählen wie die ihrer männlichen Kollegen: „fifty – fifty in twentytwenty“ heißt die Parole. 

Bild: Walter Wetzler

Und Kosslick legte den Anwesenden den  Film der mazedonischen Regisseurin Teona Strugar Mitevska ans Herz „Gott existiert, ihr Name ist Petrunya“, in dem der Kampf der Frauen und die Religion in gleicher Weise Thema sind: Petrunya, eine junge Frau aus Mazedonien, springt ebenfalls in den Fluss, als der orthodoxe Priester das Kreuz ins Wasser wirft und Horden junger Männer hinterher springen, um sich das Kreuz herauszufischen. Wer es bekommt, wird Glück haben. Was Petrunya so alles erlebt, als sie es ist, die sich das Kreuz sichert, zeigt der Film. Die Männer-Welt ist verunsichert, reagiert mit Aggression. Petrunya wird angegriffen, muss fliehen, wird schließlich in Polizeigewahrsam genommen, nur weil sie sich das gleiche Recht  genommen hat wie die Männer. Dazu ist sie aber straight, klug und witzig. Ein sehenswerter Film.

Dietmar Adler
Bild: Walter Wetzler

Interfilm

INTERFILM ist das internationale Netzwerk für den Dialog zwischen Kirche und Film. Es fördert das Verständnis der ästhetischen, spirituellen und sozialen Bedeutung des Kinos in der Kirche und engagiert sich für die Wahrnehmung von Kirche, Theologie und Religion in der Filmkultur. INTERFILM blickt über die Leinwand hinaus.

INTERFILM steht in einem ökumenischen Horizont. Wie der Film eine globale Form des Ausdrucks und der Kommunikation darstellt, so ist INTERFILM der Ökumene verpflichtet: einer Verständigung über die Grenzen von einzelnen Konfessionen, Kirchen und Religionen hinaus. INTERFILM führt Kirche und Kino, Kulturen und Religionen zusammen.

Bild: INTERFILM

Die Berlinale

Vom 7. bis zum 17. Febrauzr 2019 findet in Berlin die 69. Berlinale statt. Die Internationalen Filmfestspiele Berlin blicken auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Das Festival wurde 1951, zu Beginn des Kalten Krieges, als „Schaufenster der freien Welt“ für das Berliner Publikum ins Leben gerufen. Geprägt durch die bewegte Nachkriegszeit und die einzigartige Situation in der geteilten Stadt, hat sich die Berlinale zu einem Ort der interkulturellen Begegnung und zu einer Plattform kritischer filmischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen entwickelt. Bis heute gilt sie als das politischste aller großen Filmfestivals.

Bild: Lydia Hesse/ Berlinale 2018