Startseite Archiv Tagesthema vom 09. Februar 2019

Jesus - mit im Boot?

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Andacht zum vierten Sonntag vor der Passionszeit

Jesus und seine Jünger sind auf einem Boot. Er legt sich schlafen. Ein Sturm kommt auf. Die Jünger geraten in Aufruhr. Sie wecken Jesus. Er sagt dem Sturm: Verstumme! Der See liegt ruhig da.

Die Geschichte von der „Sturmstillung". Die Bibel meiner Kindheit hatte Bilder. Ich sehe sie noch. Jesus auf dem Kissen. Hohe Wellen. Jesus erhebt die Hände. Das Wasser gerade wie ein Strich. 

Die Bedeutung? Damals wie heute bin ich schnell hier: Bei den Stürmen im übertragenen Sinn. Denen in mir. Denen im Leben. Bei der Erinnerung: Jesus ist mit im Boot.

Als ich den biblischen Text dieses Mal lese, nehme ich eine Zeile bewusst neu wahr: „... es waren noch andere Boote bei ihm.“ Und ich denke weg von den Stürmen im übertragenen Sinn. Und denke hin zu den Booten ganz konkret.

Auf Facebook postet eine Freundin den Hashtag #JesusWarSeenotretter. Da sind Boote auf dem Mittelmeer. Da liegt die See meist ruhig. Aber dennoch ist da Leid auf den Booten. Und Angst. Und oft ist da keine Rettung. Sondern Tod. Jesus - mit im Boot?

Am Ende der Geschichte fragt Jesus die Jünger: Warum hattet ihr Angst? Habt ihr denn gar kein Vertrauen? Und die Jünger fragen sich: Wer ist der, dass sogar die Natur ihm gehorcht?

Sturm, verstumme! Das ist eine Offenbarungsgeschichte. Jesus ist: Gott, Gott selbst; und trägt Schöpferkraft in sich.

Ja. Jesus ist mit im Boot. Gott ist mit im Boot. Er ist da, wo die Angst ist, aber er will die Angst nicht. Gott ist mit im Boot und mit am Meeresgrund. Er ist da, wo der Tod ist. Aber er will den Tod nicht.

Das glaube ich.

Das entledigt mich nicht der Fragen. Warum? Warum sind da „noch andere Boote“? Das entledigt mich nicht der Anfragen. An Gott, der Leid und Angst und Tod zulässt.

Jesus ist Gott selbst. Der Himmel und Erde, Sturm und Stille gemacht hat. Jesus ist Mensch selbst. Der leidet. Der fragt: „Mein Gott, warum?“ Der aufwacht. Sagt: „Sturm, verstumme!“

Elisabeth Rabe-Winnen
Bild: geralt@pixabay.com

Der Bibeltext

Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns ans andre Ufer fahren. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm.

Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?

Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.

Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!

Markus 4, 35-41
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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Die Autorin

Pastorin Elisabeth Rabe-Winnen. Bild: Michaeliskloster