Startseite Archiv Tagesthema vom 22. Januar 2019

Zeit für Freiräume im Kalender? - 5 Tipps zum Zeitmanagement

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Ralf Reuter ist Pastor für Unternehmensleitungen und Führungskräfte der Wirtschaft (Spiritual Consulting). Er berät Menschen, deren Arbeitstage besonders durchgetaktet sind. Zur "Zeit für Freiräume" haben wir ihn nach Tipps und Tricks für das persönliche Zeitmanagement gefragt.

Herr Reuter, wer sind die Menschen, die Sie im Hinblick auf Zeitmanagement und Selbstorganisation beraten?

Die Führungskräfte der Wirtschaft, die ich als Pastor begleite und berate, sind in der Regel sehr erfahren im eigenen Zeitmanagement. Je höher die Position, desto mehr werden sie von ihrem Unternehmen „vertaktet“, d.h. die Zeitplanung wird vom Sekretariat oder Stab vorgenommen.

Die Fragen, mit denen sie zu mir kommen, beziehen sich weniger auf das eigene Zeitmanagement, als auf die dahinterstehenden Sinnfragen: Bin ich im Unternehmen richtig? Ist meine Arbeit sinnhaft? Was ist der nächste Zeitabschnitt meiner Karriere und auch meines Lebens? Wie sieht mein Leben nach dem Beruf aus?

Jüngeren Führungskräften fragend zunehmend: Trägt meine Arbeit etwas zur Zukunft der Erde bei? Kommt in dem von mir sehr geschätzten Beruf mein Privatleben zu kurz? Erfülle ich die Ansprüche meines Lebenspartners und meiner Kinder?

Handykalender
Bild: pixabay.com

Als Christen sind wir besonders sensibilisiert, unseren Nächsten zu zuhören und ihnen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Wie findet man ein gesundes Gleichgewicht aus „Zeit für andere" und „Zeit für sich selbst"?​

Aus falsch verstandener christlicher Nächstenliebe folgt bei kirchlichen Mitarbeitenden oft ein „Untergehen“ in Gesprächen und Veranstaltungen mit anderen. Nächstenliebe beinhaltet immer auch das Annehmen des eigenen Selbst und darf keine Versprechen machen, die es nicht halten kann. Gespräche sind immer zu begrenzen auf die tatsächliche Aufgabe, die ich habe. Phasen der eigenen Erholung und Fortbildung sind kontinuierlich einzubauen. Zeit für andere und Zeit für mich ist nur teilweise ein Unterschied. Aus einer souveränen christlichen Haltung heraus bin ich auch selber im Gespräch mit anderen dabei und nehme etwas mit.

Sanduhr
Bild: pixabay.com

Halten Sie die Frage nach Zeitmanagement für ein reines „lifestyle"-Thema oder sehen Sie christliche Aspekte? ​

Es ist hilfreich, in Phasen des Lebens zu denken und die Übergänge zu gestalten und sich dazu gegebenenfalls professionelle Hilfe zu holen. Dazu ist das christliche Verständnis der Zeit als „Kairos“ wichtig, als der richtige und entscheidende Augenblick. Im Lauf der Zeit ist die gelebte Zeit als qualitative Zeit anzusehen, mit der wir auf dem Weg in die Ewigkeit Gottes sind. Daher ist Zeit nie beliebig, aber nach vorne gerichtet, sie hat ein Ziel. Auf dem Weg dorthin ist es auch in Ordnung, Fehler zu machen. Das Meiste bekommt man eben nie perfekt hin, da hilft dann auch kein System, sondern der Umgang mit Unzulänglichkeiten und eine authentische Kommunikation.

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Ralf Reuter ist Pastor für Unternehmensleitungen und Führungskräfte der Wirtschaft, Spiritual Consulting, im Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers und zugleich Pastor der Friedenskirche Göttingen. Bild: privat

5 Faustregeln zum Zeitmanagement

Erste Regel: Ganzheitlichkeit

Das Leben ist mehr als die Arbeit. Versuche, dein Leben sinnhaft zu führen und darin der Arbeit einen angemessenen Platz anzuweisen. Daher: Nimm am Diskurs des Lebens teil, organisiere kleine Engagements außerhalb des Berufes. Sieh dein Leben als Ganzes an.

Zweite Regel: Freiheit

Für das berufliche Engagement gibt es immer auch einen Plan B und C. Auch wenn du deinem Unternehmen sehr verbunden bist, kannst du grundsätzlich wechseln oder die Schwerpunkte der Arbeit verändern oder auf Zeit private Dinge verstärken.

Dritte Regel: Professionalität

Managen ist ständiges Problemlösen. Es ist vorwiegend ein Handwerk. Versuche deine Aufgaben gut zu machen, passe deine Zeitvorgaben den Anforderungen an, sortiere sie nach der Wichtigkeit. Und baue dabei immer auch private Termine mit ein!

Vierte Regel: Verlässlichkeit

Ordne deine Zugänge, in denen du erreichbar bist. Wie können dich sehr wichtige Mitarbeitende und Kunden verlässlich kontaktieren? Wie bist du für Familie und enge Freunde erreichbar? Die täglichen Mails arbeite nur ein bis zwei Mal am Tag ab.

Fünfte Regel: Kommunikation

Je enger der Tag getaktet ist, desto mehr bewahre dir Freundlichkeit und Momente der Begegnung mit anderen. Es ist immer Zeit für ein kurzes Gespräch mit Menschen, die dir begegnen. So hetzt du nicht von einem Termin in den anderen.