Freiheit ist die einzige, die zählt
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Andacht zum 16. Sonntag nach Trinitatis
Ich fahre nach einer schweren Sitzung durch die wunderbaren Hügel und Berge nach Hause. Im Radio singt Marius Müller-Westernhagen „Freiheit, Freiheit, ist die einzige, die fehlt". Ich singe laut mit. „Freiheit, Freiheit, ist die einzige, die zählt".
Er hat es gleich nach der Wende komponiert und gesungen. Die Eisentore in der Mauer hatten sich geöffnet, Stacheldraht wurde eingerollt, Tausende tanzten auf der Mauer. Freiheit. Ein großes Fest im ganzen Land.
Wunderbar ist die Freiheit. Die äußere Freiheit und die innere.
Der Apostel Petrus ist um seines Glaubens Willen in Haft genommen. Jakobus und Johannes hat Herodes schon durch das Schwert töten lassen. Er hält den Finger in den Wind und testet aus, ob es dem Volk gefällt, die Christen zu töten. So lässt er auch Petrus einsperren.
Von der Befreiung des Menschen durch Jesus Christus hatte der Jünger gepredigt. Herodes ahnt die politische Kraft seiner Worte. 16 Soldaten bewachen den waffenlosen Fischersmann im Gefängnis in Jerusalem. Aber es nützt nichts, bald ist er frei.
Er hat die Botschaft seines Herrn verstanden und verinnerlicht: Ich muss mich nicht selbst beweisen. Ich muss mich nicht selber rechtfertigen. Ich muss nicht um Anerkennung buhlen, ich bin geliebt. Ich bin ein bedürftiges Wesen, und das ist gut. Ich muss mich nicht anstrengen, in den Himmel zu kommen. Ich bin schon im Himmel. Alles ist für mich getan. Da kann ich mich drin niederlassen und alles baumeln lassen. Kein Mensch nimmt mir diese innere Haltung und Gewissheit. Kein Diktator, kein Gefängnis, keine Macht dieser Welt.
Freiheit ist wunderbar. Sie wird geschenkt. Petrus schreitet durch die erste und zweite Wache und durch das eiserne Tor in die Stadt hinaus und kann es erst allmählich glauben.
Was ist geschehen? Die Gemeinde hat für ihn gebetet. „Aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott". Der Kopf mag es nicht glauben. Aber es geschieht zwischen Himmel und Erde, was unseren engen Horizont des Begreifens übersteigt.
Wenn ein Mensch sich dem anderen zuwendet und es vor Gott trägt, dann kommt etwas Drittes hinzu, was er nicht selber gemacht hat.
Im Gefängnis stößt Petrus ein Engel in die Seite, weckt ihn und spricht ihn an. „Steh auf!" Steh auf, so heißt es immer, wenn Menschen aufbrechen, in die Freiheit, in die Zukunft. Eine Auferstehungs-Erfahrung. Wie der Engel am Ostermorgen am Gefängnis des Grabes sitzt und spricht: „Geht hin". Und Petrus lässt sich durch den Engel hinaus führen.
Wir können diese wunderbare Geschichte von Petrus, dem Engel und seiner Befreiung nicht hören, ohne an die vielen Menschen zu denken, die sich zu Christus bekennen und in dieser Stunde in einem Gefängnis sitzen, bedroht oder gequält werden. Wir schließen sie in unsere Gebete ein in dem festen Glauben, dass die innere Freiheit in die äußere führt.
Amen.
Superintendent i.R. Heinz Behrends