„Ungetaufte Konfirmanden sind ein Geschenk“
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Niedersachsenweit werden in diesen Wochen Jugendliche konfirmiert
Traditionell werden Kinder im ersten Lebensjahr getauft. Aber immer mehr Familien verschieben dieses Fest, manche bis unmittelbar vor der Konfirmation. Andreas Behr, Dozent für Konfirmandenarbeit beim Religionspädagogischen Institut Loccum, erklärt, was bei der Taufe von Jugendlichen besonders ist.
Seit einigen Jahren gibt es den Trend, dass Kinder nicht mehr selbstverständlich im ersten Lebensjahr getauft werden. Viele Taufen finden unmittelbar vor der Konfirmation statt.
Andreas Behr: In Zahlen ausgedrückt, sind das gar nicht so viele. Rund 93 Prozent der Konfirmanden sind schon getauft. Wenn die Eltern möchten, dass ihr Kind seine Taufe bewusst erlebt und bewusst „ja“ dazu sagt, dann gibt es vor der Konfirmation schon viele Anlässe dafür. Zum Beispiel wenn ein Geschwisterkind geboren wird: Dann kann man beide Geschwister zusammen taufen. Einen solchen Anlass bietet auch unser Projekt „KU3“: Konfirmandenunterricht in der dritten Klasse. In diesem Alter fiebern die Kinder noch nicht der Konfirmation entgegen, deswegen erschließt sich ihnen die Taufe direkter.
Für Christen ist die Taufe eigentlich viel wichtiger als die Konfirmation, die „nur“ eine Bestätigung der Taufe ist. Wie kann man die Taufe von Jugendlichen so feiern, dass diese Abstufung deutlich wird?
Andreas Behr: Gar nicht! Die Konfirmation ist so ein starkes Fest, weil hier eine Lebens-Schwelle gefeiert wird: der Abschied von der Kindheit. Natürlich kann man den Jugendlichen deutlich machen, dass die Taufe wichtiger ist, aber das Gefühl ist anders.
Wie feiern Sie dann die Taufe von Konfirmanden?
Andreas Behr: Es ist ein Geschenk, wenn es ungetaufte Konfirmanden in der Gruppe gibt. Dann erleben die anderen ganz direkt, worum es in der Taufe geht. Die Gruppe gestaltet die Feier mit: Die Jugendlichen können den Taufspruch vorlesen, die Taufkerze entzünden, Wasser eingießen, segnend die Hand auf Schulter legen, gute Wünsche aufschreiben…
Mein Tipp ist, die Taufe entweder am Anfang der Konfirmationszeit zu feiern. Bei der Konfirmation kann das Mädchen oder der Junge dann mit mehr Wissen und bewusster „ja“ zu Gott sagen. Oder man tauft direkt im Konfirmationsgottesdienst. Dann ist die Konfirmation zwar eigentlich überflüssig, aber die Jugendlichen wollen darauf nicht verzichten.
Brauchen Jugendliche noch einen Taufpaten?
Andreas Behr: Das wird unterschiedlich gehandhabt. Meiner Meinung nach ist das nicht nötig. Wenn sie schon im Konfirmandenunterricht sind, brauchen sie niemanden mehr, der für sie „ja“ sagt. Aber es steckt auch eine Chance darin: Ich suche mir bewusst einen Erwachsenen aus, den ich in die Pflicht nehmen kann. Einen echten Mentor, ein Vorbild, das ich selbst gewählt habe und das mich auch über die Konfirmation hinaus begleitet.
Haben Sie einen Tipp zur Wahl des Taufpaten oder –patin?
Andreas Behr: Suche dir keine zweiten Eltern, denn Eltern hast du ja schon. Und entscheide dich für jemanden, den du nicht mit deinen Geschwistern teilen musst. Bei einer Person, die nicht zur Familie gehört, stehen die Chancen dafür besser.
Interview: Annedore Beelte-Altwig