Startseite Archiv Tagesthema vom 01. April 2018

Ist da jemand?

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Andacht zum Osterfest

„Ist da jemand?“, tönt es aus dem Radio, während ich den nächsten Stau auf der A1 ansteuere.

„Ohne Ziel läufst du durch die Straßen
Es fühlt sich an als wärst du ganz alleine
Auf deinem Weg liegen riesengroße Steine
Und du weißt nicht, wohin du rennst
Wenn der Himmel ohne Farben ist
Schaust du nach oben und manchmal fragst du dich
Ist da jemand, der mein Herz versteht?
Und der mit mir bis ans Ende geht?
Ist da jemand, der noch an mich glaubt?
Ist da jemand? Ist da jemand?“

Der Sänger, Adel Tawil, wird nicht müde, seine Fragen in mein Ohr zu legen. Mir fällt ein, dass ein SPIEGEL-Titelbild auch mal forschte: „Ist da jemand?“. Es ging um die Zukunft der Religion und um Glaube ohne Gott. Dazu ein Bild aus den Tiefen des Alls, durch die je nach Perspektive nichts oder Gottvater mit rauschendem Bart und ausholender Geste hervorbricht.

Ist da jemand? Eigentlich eine gute Frage.

Wenn ich als Kind in den Keller stieg, habe ich das gerufen. Hallo? Oder später im großen Haus allein mit dem unbekannten Geräusch: Ist da jemand? Und gedacht habe ich: Hoffentlich ist da - niemand!

Inzwischen habe ich das Stauende erreicht. Ein Unfall? Oder nur die Baustelle? Der Osterverkehr Richtung Nordsee steht nun um mich herum. Wir warten gemeinsam. Regen setzt ein. Na, bestens. Ostern auf der Straße.

Was haben die Frauen damals gerufen, als sie den Stein vom Grab weggewälzt vorfanden? Vor Schreck haben sie geschwiegen. Aber hineingegangen in die Grabeskammer, den Leichnam suchend, da müssen sie doch etwas gesagt haben... Wo ist Jesus? Fortgenommen? Aber wer tut das? Hallo, ist da jemand?

Tawil singt den Refrain nun zum dritten Mal. Klar, kenne ich das. Ist da jemand, der da ist, wenn ich allein bin, wenn die Wellen über mir zusammenschlagen, wenn es dunkel wird und ich nicht schlafen kann, weil die Gedanken kreisen? Der meinem Leben Sinn gibt? Ein Ziel? Ist da jemand? Mensch? Gott?

Engel antworten den Frauen: Sucht den Lebendigen nicht bei den Toten.

Maria fragt den Gärtner: Wo ist Jesus denn? Sie erkennt in ihm nicht, den sie sucht. Erst, als er zu ihr spricht.

Geheimnisvolle Antworten. Überraschende Erkenntnisse. Da ist jemand. Anders als gedacht. Anders als gehofft. Mehr als erwartet.

Ob es auf den Blick ankommt? Auf das Sehnen? Auf das Herz?

Der Verkehr setzt sich in Bewegung und der Stau löst sich langsam auf. Der Regen tröpfelt. Ich fahre an und Tamil ist fertig.

Ist da jemand? Ostern sagt: Ja.

Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier
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Bild: Pete Pahham/fotolia.com

Der Bibeltext

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab.

Und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.

Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.

Johannes 20, 11-18
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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Die Autorin

Dr. Birgit Klostermeier, Landessuperintendentin für den Sprengel Osnabrück