"Lang lebe der Tod"
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Andacht zum Ewigkeitssonntag
Lang lebe der Tod. So heißt ein Lied des deutsch-amerikanischen Rappers Casper. Mit seiner auffällig rauen Stimme krächzt er wütend seine Zeilen ins Mikrofon:
„Ist es das was ihr wollt? Ist es das was ihr liebt? Seid ihr vergnügt?
Lang lebe der Tod, unser täglich Brot.“
Es geht um den Unterhaltungswert des Todes. Wir gehen in die Kinos und schauen uns an, wie Menschen erschossen werden. Fiebern mit, wie CIA-Agenten Terroristen in die Luft jagen.
„Dafür hab'n wir gezahlt, wir hab'n guten Grund
Gutes Geld, verdammt, gib ihm die Kugel schon!
Süße Drinks, Nüsse, Chips, Prima-Blick, Kinositz,
will sehen, wie's an die Linse spritzt - Wir sind todesgespannt!“
Oft wird auch mein Netflix-Serienmarathon zur tödlichen Heiterkeit. Trotzdem ist das Thema „Sterben und Tod“ in unserer Lebenswelt irgendwie tabu. Scheinbar stehen diese Gefühle in einer Leistungsgesellschaft für Schwäche. Dabei rächt es sich früher oder später, wenn man Trauer und Schmerz verdrängt. Sie zu verstecken, kostet ungemein viel Kraft.
Casper holt den Tod zurück ins Bewusstsein unserer kapitalistischen Spaß-Gesellschaft.
„Meine Lust will, dass es uns ewig gibt…“, heißt es weiter.
Trauer ist unserer Lust zuwider. Spaß macht der Tod nur im Kino oder noch besser vor dem eigenen Fernseher, im vertrauten Wohnzimmer, immer wieder sonntags, pünktlich um 20.15 Uhr. Aber wenn die Mutter den Kampf gegen den Krebs verliert, die Freundin im Autowrack verblutet, der Kollege sich vor den Regionalexpress wirft? Dann kommt uns der Tod gefährlich nah und hat wirklich gar nichts Vergnügliches mehr an sich.
Martin Luther hat einmal gesagt: Schule des Glaubens heißt, mit dem Tod umgehen. Heute ist Ewigkeitssonntag, im Volksmund auch Totensonntag genannt. Es ist ein Tag, an dem wir mit dem Tod umgehen. Will sagen: Wir beschäftigen uns mit der Tatsache, dass wir alle sterben werden. Es ist auch eine Gelegenheit, zu akzeptieren, dass einige unserer Lieben es schon mussten.
In vielen Kirchengemeinden werden heute die Namen der Verstorbenen laut vorgelesen. An jeden Einzelnen wird mit einer brennenden Kerze gedacht. Die Flamme steht für unsere Hoffnung auf das ewige Leben. Eine Welt von der wir Lebenden nichts wissen, die unsere Toten aber hoffentlich schon kennen.
Medienvikarin Meret Köhne