Startseite Archiv Tagesthema vom 18. November 2017

Streiten!

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Andacht zum vorletzten Sonntag im Kirchenjahr

Die Bibel erzählt wie ein Streit eskalieren kann. Die Geschichte  steht ganz am Anfang.  Es ist die erste Tat der freien Menschen über die berichtet wird: Kain erschlägt Abel - der Brudermord. Das schlimmste was man sich antun konnte, als erste Tat des freien Menschen. Wie kam es dazu?

Kain „ergrimmt“, da er meint, dass Gott ihn nicht so behandelt, wie seinen Bruder Abel. Kain ist neidisch und gekränkt, eine Urquelle allen Streits. “Und Kain senkte finster seinen Blick.“ lesen wir in der Bibel. Tunnelblick, nur noch „Schwarz – weiß“ sehen, sind eine weitere Quelle für einen eskalierenden Streit.

Gott spricht Kain an, warnt ihn, er solle sich nicht verschließen, sondern seinen Blick öffnen. Er soll seine Rache- und Hassgefühle beherrschen. Aber Kain hört und sieht nichts, sondern schlägt seinen Bruder tot! – Selbst dazu lässt Gott ihm die Freiheit!

Erst hinterher sprechen sie wieder:“ Wo ist dein Bruder?“ – fragt Gott. „ Bin ich meines Bruders Hüter?“ erhält er von Kain zur Antwort.

Gott antwortet darauf nicht, denn Kain kennt die Antwort selber:“ Ja, ich bin der Hüter meines Bruders!“

„Kain senkte finster seinen Blick!“ – Die häufigste Quelle eines eskalierenden Streits: Keine Anerkennung, Neid und dann die Unfähigkeit, dies anzusprechen, sondern hinein gehen in den Tunnelblick und nichts mehr außer Hass fühlen und nach blinder Rache schreien. Keine guten Ratschläge mehr hören, wie sie Gott noch vor der Tat gibt:“  Warum bist du zornig?“ „Denk doch noch mal nach, worum es eigentlich geht? Warum schaust du dich nicht um, sprichst nicht, frisst alles in dich rein? Erheb doch deinen Kopf, spricht über deine Kränkung, deine Wut. Lass dich nicht von deinem Hass, deinen Emotionen übermannen. Du kannst anders handeln. Du bist frei, du bist Herr deines Tuns.“ So könnte Gott es ausgeführt haben.

Die Bibel erzählt von der Wahrheit über uns Menschen: Oft schaffen wir es nicht, diese negativen Gedanken und Gefühle in uns zu besiegen und wir wenden die Gefühle und damit uns gegen andere. Wir wollen nicht selber ein Opfer sein und machen deshalb andere zum Opfer.

Wie könnten wir anders handeln? Darüber lohnt es sich nachzudenken und vielleicht diese alte Menschheitsgeschichte bedenken!

Ich denke an den Text eines jungen Menschen, einen Text von Lasse Benjamin Joost, einem Theologiestudenten:

Hinter der Mauer…

Wenn ich über das Thema Frieden nachdenke, kommen mir sofort Begegnungen auf meiner Reise nach Israel in den Sinn. Die Israelis erzählten von palästinensischen Anschlägen und Raketenangriffen. Die Palästinenser hingegen klagten über den täglichen israelischen Terror. Der habe mit der Vertreibung aus ihren Häusern und Dörfern begonnen. Sie erzählten von den streng rationierten Wasserlieferungen, von nächtlicher Gewalt bei israelischen Militärpatrouillen und von mangelhafter Versorgung mit Lebensmitteln.

Ich habe mich als Grenzgänger zwischen den Wirklichkeiten zweier Völker erlebt. Beide begegnen sich mit Misstrauen und sehen sich als Opfer des jeweils anderen. Auf beiden Seiten habe ich aber auch eine hoffnungsvolle Gemeinsamkeit entdeckt: „My only wish is to be free, to live without fear some day!“ – „Mein einziger Wunsch ist frei zu sein, irgendwann ohne Angst zu leben.“

Pastor für Friedensarbeit Lutz Krügener

Der Bibeltext

Jesus sprach aber auch zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Denn du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Was soll ich jetzt tun, da mein Herr mir die Verwaltung entzieht? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tun werde, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem anderen, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin und schreib fünfzig! Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig! Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte, und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. 

Lk 16, 1-8 (9)

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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

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