"In aller Freiheit"
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Niedersächsische Kirchen feiern 500 Jahre Reformation - Bischof Meister erinnert an christliche Hilfsprojekte in Syrien
Mit einem Festgottesdienst hat die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen am Dienstag in Hannover an den Beginn der weltweiten Reformation vor 500 Jahren erinnert. Dabei rief Synodalpräsidentin Sabine Blütchen aus Oldenburg dazu auf, alle Menschen gleich welcher Herkunft in christlicher Nächstenliebe als Gottes Geschöpf anzunehmen, auch wenn sie einer anderen Religion angehörten: "Was ist denn der Obsthändler türkischer Abstammung, die pakistanische Studentin, der geflüchtete Jugendliche aus Syrien anderes als ein Nächster?" Christen müssten sich zudem für gleiche Chancen von Männern und Frauen in der Gesellschaft einsetzen.
Der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover berichtete von einem Besuch in der vom Bürgerkrieg total zerstörten syrischen Stadt Homs. Dort kümmere sich eine Initiative von Christen inmitten von Ruinen um Kinder, um ein Zeichen der Hoffnung zu setzen. "Diese Welt braucht Hoffnung - wenn nicht durch uns, durch wen dann sonst", habe ihm eine Frau gesagt. Meister, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation ist, hatte sich im Oktober bei einer Reise nach Syrien und in den Libanon über christliche Hilfsprojekte informiert.
Der stark musikalisch geprägte Gottesdienst zum 500. Reformationstag mit rund 800 Besuchern in der Marktkirche stand unter dem Motto "In aller Freiheit" und nahm damit ein zentrales Thema des Reformators Martin Luther (1483-1546) auf. Repräsentanten aller fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen gestalteten die Feier mit, unter ihnen der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns, der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke und der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher.
Die Direktorin der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Ulrika Engler, appellierte an die Zuhörer, im gesellschaftlichen und politischen Leben für die Freiheit einzutreten. Freiheit sei die Grundlage und der "zentrale Rahmen unseres Lebens, den wir verteidigen müssen", sagte die ausgebildete katholische Theologin. Nicht zufällig stehe die Freiheit an der Spitze der Zehn Gebote, die das Volk Israel an seine Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten erinnerten. "Lassen Sie uns Freiheit leben, Tag für Tag, im Großen und im Kleinen."
Vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen Missstände in der Kirche veröffentlicht, indem er sie der Überlieferung zufolge an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der Reformation, die die Spaltung in die evangelische und die katholische Kirche zur Folge hatte.
Wegen des 500. Reformationsjubiläums war der 31. Oktober in diesem Jahr einmalig arbeitsfrei. Politiker in Niedersachsen und anderen Bundesländern diskutieren zurzeit darüber, ob der Tag künftig dauerhaft zum gesetzlichen Feiertag werden soll.
epd