Bänke mit Botschaft
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18 Bänke für die Innenstadt haben Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Kinderkathedrale gestaltet – eine ist schon weg
Das Kirchenbank-Projekt der Kinderkathedrale sorgt für Farbtupfer und zusätzliche Sitzgelegenheiten in der Stadt. Die Freude über die fantasievollen Kreationen von Schülerinnen und Schülern wird allerdings ein bisschen getrübt: Eine Bank ist schon verschwunden, eine andere löst unerwartete Reaktionen aus.
Plötzlich sind sie da, farbenfrohe Bänke mit dem Charme des Selbstgemachten, einzigartig und überraschend, verteilt an unterschiedlichen Plätzen in der Stadt: Da grinsen Kichergesichter von der „Gute-Laune-Bank“ in Richtung Hohnsensee, während die „Himmelsbank“ daran erinnert, dass Blau doch die schönste Himmelsfarbe ist. In der Kesslerstraße reiht sich eine lilafarbene Bank mit Druckmuster ein in die Nachbarschaft der dezenteren Modelle, die viele Anwohner hier vor ihren Häusern aufgestellt haben. Die mit Sternen dekorierte Bank in der Fußgängerzone bietet sogar einen Getränkehalter für eine etwas ausgedehntere Pause. Und am Theater finden Bank-Besetzer gleich nebenan im Bücherschrank auch Lesestoff.
Insgesamt 18 Bänke haben Schülerinnen und Schüler als Beteiligungsprojekt im Rahmen der Kinderkathedrale gestaltet. Einige „echte“ ausgediente Kirchenbänke aus der St.-Nicolai-Kirche in Bolzum sind darunter, auch drei alte Bänke aus der Hildesheimer Jakobi-Kirche, die das Amt für Bau- und Kunstpflege zur Verfügung gestellt hat. Die Schüler und SchülerInnen bauten aber auch Sitzmöbel aus Paletten oder im Baukastensystem selbst.
Marienschule, Scharnhorstgymnasium, Goethegymnasium, die Grundschule Nord und die Grundschule Alter Markt haben mitgemacht, außerdem Kinder aus den Innenstadtgemeinden und eine Kindergottesdienstgruppe aus Freden. Projektleiterin Susanne Paetzold freut sich sehr über die rege Beteiligung der Schulen, die trotz ihrer vollen Kalender etwas zur Kinderkathedrale im Jahr des Reformationsjubiläums beitragen wollten.
Die Bänke bleiben bis zum Abschluss der Kinderkathedrale am 4. November stehen, dann kehren sie in die Schulen zurück und werden dort verwendet. Eine allerdings ist schon verschwunden: Noch bevor Susanne Paetzold mit einem Arm voll Fahrradschlösser die Runde machen und alle Bänke sichern konnte, hatte die „Bank der Nationen – Keine Grenzen“ vom Bahnhofsvorplatz schon jemand entwendet. „Gott liebt alle Menschen“ hatten die Schüler und Schülerinnen des Goethegymnasiums in mehreren Sprachen darauf geschrieben. Das gefiel offenbar jemandem allzu gut.
Den Gedanken von Gemeinschaft ohne Grenzen und Schranken haben auch die Kinder aus der Grundschule Alter Markt bei ihrer „Bank der Weltreligionen“ umgesetzt. Auf und an der Bank können die Gläubigen aus fünf Religionen nebeneinander beten: Katholische und evangelische Christen sind symbolisiert durch Kreuz und Lutherrose, die Juden durch den Davidstern. Neben der Kirchenbank könnten Hindus ihren Göttern Obst als Opfergaben auf kleine Tische legen, und auf der anderen Seite lädt ein kleiner Podest mit Gebetsteppich Muslime zum Beten ein.
Diese Idee des friedlichen Miteinanders ist allerdings bei einigen Passanten nicht angekommen. Das Management der Arneken-Galerie hat einige erboste E-Mails von Personen erhalten, die wohl über die Kirchenbank hinwegsahen, nur Augen für den Gebetsteppich hatten und eine Benachteiligung von Besuchern christlichen Glaubens argwöhnten.
Wiebke Barth