"Wem vertraue ich?"
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Mit einem ökumenischen Messestand ist die Kirche auf der Einkaufsmesse infa in Hannover vertreten
In Halle 24 auf dem Messegelände Hannover betreiben die evangelische und die katholische Kirche gemeinsam einen Stand während der Infa. Etwa 30 Haupt- und Ehrenamtliche laden jeden Tag zwischen 10 und 18 Uhr interessierte Besucherinnen und Besuchern dazu ein, ihre Meinung sichtbar zu machen: „Wem vertraue ich?“
Pastor Ulrich Krämer, am ersten Tag der Messe im Dienst, erzählt, dass es diesen Stand seit mindestens 30 Jahren gibt. Und zwar von Beginn an ökumenisch. Und über die Jahre zeigt sich, dass jedes Mal etwa 5000 „qualifizierte“ Gespräche und Kontakte geschehen – wenn also Menschen mehr als einen Blick wagen und sich tatsächlich beteiligen.
In diesem Jahr kann man mit Hilfe von kleinen Händen aus buntem Kunststoff zeigen, wem man vertraut: sich selbst, Partner oder Partnerin, Gott – oder vielleicht Flugzeugpiloten?
Wer mag, nimmt sich zwei Hände – so viele haben wir ja auch – und packt sie auf die entsprechende Säule, die passend jeweils fünf „Finger“ in die Luft streckt.
Die meisten stehen erst einen Moment und überlegen, bevor sie in den Korb greifen und dann zielstrebig ihre Meinungshände verteilen. Die Vorschläge „niemandem“, „Techniker*in“, „Politiker*in“ und „Pilot*in“ bekommen so gut wie nichts ab. Dagegen stapeln sich sehr schnell die Hände bei „Partner*in“, „mir selbst“ und „Gott“. Ärzte bekommen zwar etwas ab, aber nur sehr wenig.
„Das ist schon erstaunlich“, deutet Uli Krämer das Ergebnis. „Gerade dort, wo Menschen sich praktisch völlig auf andere verlassen – also im Flugzeug oder bei der selbstverständlichen Benutzung von Technik –, da legen sie keine Hände hin. Aber sie stapeln sie, wo es im Grunde irrational ist.“
Dass Politiker bei den „Vertrauenshänden“ mehr oder weniger leer ausgehen, erklärt ein Besucher mit seiner Erfahrung. „Vor den Wahlen versprechen sie so viel – und halten anschließend so gut wie nichts davon.“
Die Kirchen sind auch bei anderen Messen präsent – dann aber nicht mit einem Stand. „Bei der Cebit zum Beispiel bieten wir Andachten in der Messe-Kapelle an oder stehen auf Wunsch zu Gesprächen bereit“, sagt Pastor Karl-Martin Voget. „Da kommen überwiegend Christen, und zwar gezielt, während hier bei der Infa alle vertreten sind. Vor allem Kinder mit Familien kommen zum Stand und lassen sich von ihren Eltern erzählen, was sie denn machen können, wenn sie noch nicht lesen können.“
Auch Uli Krämer bestätigt, dass es gerade bei der Infa viele Gespräche mit Menschen gibt, die die Kirche sonst nicht erreicht. „Es geht hier ganz ungezwungen zu, und es ist gewissermaßen ein ‚neutraler‘ Ort. Aber es gibt Menschen, die jedes Jahr wieder kommen und schon ganz neugierig sind, was Kirche denn dieses Jahr macht!“
Winfried Gringmuth