Festhalten
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Andacht zum 18. Sonntag nach Trinitatis
Ich bin sein „Pata“, so nennt er mich als Pastor. Er kann nicht ganz so deutlich sprechen wie andere, auch das Lesen und Schreiben fällt ihm schwer. Deshalb besucht er auch eine andere Schule. Aber beim Konfirmandenunterricht ist er immer mit allen anderen Mädchen und Jungs aus unserer Gemeinde dabei gewesen.
Das hat ihm vor allem seine Cousine ermöglicht, die im Unterricht immer neben ihm gesessen hat und ihn unterstütze, wenn es irgendwelche Aufgaben zu erledigen galt.
So manches Mal habe ich überlegt, ob ich ihm wohl wirklich gerecht werde mit meinem Unterricht. Nimmt er da wirklich genug für sich mit? Kommt er eigentlich in seinem eigenen Glauben weiter, wenn ich mit den anderen über den Glauben diskutiere? Er hält sich in solchen Gesprächen eher zurück und hört zu. Was glaubt er eigentlich?
Dass er sich an Jesus kräftig festhält, das hat er mir dann auf seine eigene Art gezeigt. Bei unserer Konfirmandenfreizeit vor ein paar Monaten nahm er mich einmal zur Seite, sagte „Pata“ zu mir und griff in seine Hosentasche. Daraus zog er ein kleines Kreuz hervor. Solche hatten wir einmal im Gottesdienst verschenkt.
Seine Cousine übersetzte mir dann, was er mir über dieses Kreuz sagen wollte und erklärte mir, dass er es sehr gerne bei sich trägt und es nachts sogar neben sein Kopfkissen legt. Darum habe er es auch bei der Freizeit einfach nicht zu Hause lassen wollen, sondern mitgebracht.
Nach den Osterferien ging es dann darum, die Konfirmation vorzubereiten. Mit der Gruppe haben wir das Glaubensbekenntnis geübt: Denn die Liturgie sieht es so vor, dass alle, die sich konfirmieren lassen wollen, in dem Festgottesdienst vor der ganzen Gemeinde ihr Glaubensbekenntnis ablegen.
Und dann staunte ich bei der Konfirmation, dass auch seine Lippen immer wieder ein Stückchen mitgingen im Text.
Aber noch auf ganz andere Weise konnte ich deutlich erkennen, dass und wie er sich zu seinem Glauben bekennt und an Jesus festhält. Er zwinkerte mir zu und zog sein Holzkreuz aus der Hosentasche, und daran hielt er sich fest.
Pastor Rainer Müller-Jödicke