Neue Wege
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Modellprojekt erforscht Einfluss von Klimaschwankungen durch Besucher
Mit einem Modellprojekt in der Celler Schlosskapelle wollen Denkmalschützer und Wissenschaftler neue Wege in der Verbindung von Denkmalschutz und der Nutzung historischer Gebäude ausloten. Die 1485 errichtete Kapelle im Residenzschloss Celle gilt als einmaliges Zeugnis der Kirchenkunst aus frühprotestantischer Zeit. Seit 1995 kann sie nur durch eine Glasscheibe besichtigt werden. Jetzt solle untersucht werden, inwieweit sie wieder zugänglich gemacht werden könne, ohne das "herausragende Baudenkmal" zu beschädigen, sagte die Präsidentin des niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, Christina Krafczyk, am Mittwoch in Celle.
Testfall ist dabei ein Gottesdienst anlässlich des 500. Reformationsjubiläums, den der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am 25. Oktober in der evangelischen Kapelle hält. 2018 sollen weitere Veranstaltungen folgen, bei denen die Wissenschaftler unter anderem Klimaschwankungen in dem empfindlichen Raum aufzeichnen wollen, wie der Projektleiter des Landesamtes, Erwin Stadlbauer, erläuterte. Diese Daten seien später die Basis für Simulationen, mit denen in einem per Laserscan aufgezeichneten dreidimensionalen Modell der Kapelle virtuell geprüft werden solle, welche Belastungen das historische Kleinod aushalte.
Die zwischen 1565 und 1576 reich ausgemalte Kapelle ist ein Touristenmagnet. In den 1980er und 90er Jahren zog sie bis zu 70.000 Besucher pro Jahr an. Die Folgen waren aus Sicht des Denkmalschutzes Schimmelbefall, gerissene Holztafeln und abgeplatzte Grafiken durch Feuchtigkeit etwa in der Atemluft. Aktuell laufen weitere Instandsetzungsmaßnahmen. Das Modellprojekt könne auch Erkenntnisse für andere historische Gebäude liefern, sagte Stadlbauer. Beteiligt sind Wissenschaftler aus Hildesheim, Braunschweig und Stuttgart.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert das Projekt mit 125.000 Euro. Insgesamt 145.000 Euro kommen vom Land Niedersachsen, dem die Kapelle gehört. Zu den weiteren Unterstützern zählen die hannoversche Landeskirche und die Stadt Celle. Der landeskirchliche Baudirektor Werner Lemke erhofft sich auch Erkenntnisse für die insgesamt 1066 Kirchen und Kapellen der evangelischen Landeskirche. Klimaschwankungen seien ein hoher Kostenfaktor bei der Instandsetzung, sagte er. "Wir sind gespannt auf das Ergebnis."
Die angehende Celler Superintendentin Andrea Burgk-Lempart hofft, dass weitere Gottesdienste in der Kapelle gefeiert werden können. Die Kapelle vereine Generationen im christlichen Glauben, sagte sie. Zugleich sei das neue Projekt ein Beispiel für den nachhaltigen Umgang mit einem historischen Kleinod. "Das, was schön ist und was wir lieben, wollen wir auch bewahren."
epd