Startseite Archiv Tagesthema vom 07. Oktober 2017

Andacht

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Andacht zum 17. Sonntag nach Trinitatis

Morgens 9.00 Uhr in der Kinderarztpraxis. Meine Tochter hat sich beruhigt. Ich konnte ihr glaubhaft versichern, dass heute keine Spritze auf sie wartet. Mit dem Bobbycar fährt sie in großen Kreisen um die mitten im Raum aufgestellte Plastikrutsche. Zwei Mütter lesen währenddessen vor. Durch zwei Türen höre ich ein Kind weinen.

Endlich sind wir dran. Lächelnd offenbart mir der erfahrene Mediziner, dass meine Tochter einen Virusinfekt habe. Dauert mit Medizin eine Woche und ohne ebenso, sagt er. Wenn ich allerdings noch einmal käme, könne sich mein Töchterlein im Wartezimmer einen neuen Virus holen. Dann ginge das Ganze von vorne los.

Auf dem Weg zum Auto  löst sich das Restvertrauen in Arztbesuche in Luft auf. Wenigstens hat meine Tochter für Ihre Tapferkeit einen kleinen goldenen Ring bekommen. Diese Ablenkung funktioniert. Sie ist zufrieden. Ich nicht. Wird mir doch immer wieder schmerzhaft bewusst, wie wenig Menschen einander gesund machen können. In diesem Leben heißt leben eben auch leiden und unheilbar krank sein,oder?

Früher haben mir die neutestamentlichen Wundergeschichten Hoffnung gemacht, dass es hinter der gegenwärtig sichtbaren Welt eine versteckte Welt Gottes gibt, in der für jeden Menschen ein toller Lebensweg bereitsteht. Nun ist „früher“ über 40 Jahre her und wenn Glaube der Schlüssel zu solch einem Leben ist, kann ich mit dem Vater des schwerbehinderten Sohnes nur sagen „Hilf meinem Unglauben“.

Im Auto erklärt mir meine Tochter während sie an ihrem goldenen Ring dreht. „Ich durfte mir drei Bärchen nehmen und einen schönen Ring. Aber wir müssen da doch nicht wieder hin, oder Papa?“ „Nein“ sage ich und denke an die Arztprognose. Denn ich weiß, dass Sie noch oft krank werden wird und hoffentlich einmal mehr wieder gesund. Ich weiß, dass Wunder nur Gott bewirken kann und dass ich ihr die Wundergeschichten der Bibel vorlesen werde.

Irgendwann wird sie einmal mit ihren Kindern zum Arzt fahren und gleichzeitig wissen, dass nur Gott unser Leben in seiner Hand hält. 

Pastor Kay Oppermann

Der Bibeltext

Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist.
Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn zu Boden; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten's nicht.
Er antwortete ihnen aber und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!
Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn hin und her. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund.
Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf.
Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!
Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.
Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
Als nun Jesus sah, dass die Menge zusammenlief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein!
Da schrie er und riss ihn heftig hin und her und fuhr aus. Und er lag da wie tot, sodass alle sagten: Er ist tot.
Jesus aber ergriff seine Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.

Mk 9, 17-27

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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Der Autor

Pastor Kay Oppermann