Startseite Archiv Tagesthema vom 02. Oktober 2017

Ein Zuhause auf Zeit

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Haus der Herberge zur Heimat mit 17 Appartements wieder eröffnet

Peter Krüger ist gelernter Koch, und auch wenn er seinen gelernten Beruf nicht mehr ausüben kann, so kocht er immer noch mit Leidenschaft. Jetzt kann er das wieder jeden Tag tun, denn in seinem kleinen Appartement im „Weißen Haus“ gibt es auch eine Kücheneinheit mit Zwei-Platten-Herd und Spüle.

Peter Krüger fühlt sich wohl in seiner Unterkunft, findet die ganze Einrichtung prima und hat wieder Hoffnung auf einen Neuanfang.

Er gehört zu den ersten Bewohnern des frisch sanierten, renovierten und gerade neu eröffneten Weißen Hauses in der Drispenstedter Straße, das seit 40 Jahren zur Herberge zur Heimat gehört. Im Gegensatz zur Unterkunft in der Gartenstraße ist hier die Betreuung weniger eng. Zwar steht im nahen Büro jeden Vormittag eine Ansprechperson zur Verfügung, um zum Beispiel beim Umgang mit Behörden zu helfen. Aber wer hier wohnt, bereitet sich auf die Rückkehr zu einem selbstständigen Leben in den eigenen vier Wänden vor.

Die Räume waren allerdings zuletzt deutlich abgewohnt, die Zimmer sehr einfach, und es gab nur Gemeinschaftsduschen auf dem Flur. Die Herberge zur Heimat, seit 2014 Tochtergesellschaft der Diakonie Himmelsthür, entschied sich daher für eine Komplettsanierung.

Auch deshalb, weil aus der Übergangslösung für manche Bewohner ein Zuhause für lange Zeit werden kann, denn ehemalige Wohnungslose finden auf dem ersten Wohnungsmarkt kaum noch eine preiswerte Unterkunft. Das Problem der Wohnungslosigkeit nehme zu, sagte Sozialdezernent Malte Spitzer bei der Neueröffnung: „Die Herausforderung wird größer.“ Umso mehr begrüße die Stadt das Angebot in der Drispenstedter Straße.

Seit September 2016 seien 789 000 Euro in das Gebäude investiert worden, erklären die Geschäftsführer Daniela Knoop und Timo Rittgerodt. Geplant und begleitet wurde der Umbau von der Immobilien- und Service-Gesellschaft Himmelsthür.

Entstanden sind 17 kleine Appartements, eines davon barrierefrei. Sie sind schlicht und funktional eingerichtet, wirken dabei freundlich, modern und einladend. Jede Wohneinheit verfügt über ein eigenes Bad mit Dusche und eine Pantry-Küche. Die Kücheneinheiten konnten dank einer Zuwendung des Rotary-Clubs Hildesheim-Rosenstock angeschafft werden. Der Club spendete nicht nur 22 000 Euro, die Mitglieder packten zu Beginn des Umbaus auch selbst mit an.

Seit der Renovierung ist das „Weiße Haus“ nicht mehr weiß, sondern in einem frischen Gelb gestrichen. Den Namen solle das Gebäude aber behalten, sagte Ulrich Stoebe, Direktor der Diakonie Himmelsthür, bei der Neueröffnung. Den hätten sich die Bewohner selbst ausgedacht und dabei vielleicht nicht nur an die Fassadenfarbe gedacht. Schließlich sei das Weiße Haus in Washington Sitz des mächtigsten Mannes der Welt, während die ehemaligen Wohnungslosen sich oft als ohnmächtig und ausgeliefert empfänden. So könnte der Name als Hinweis verstanden werden: „Seht her! Uns gibt es auch.“

Wiebke Barth

Die Herberge zur Heimat

Die Herberge zur Heimat in Hildesheim will wohnungslos gewordenen Menschen schnelle Hilfe anbieten. Hilfesuchende ohne feste Bleibe können jederzeit und ohne Voranmeldung den Tagestreff "Lobby" besuchen. Hier besteht die Möglichkeit sich aufzuwärmen und auszuruhen, Beratung der Fachkräfte zu erhalten, sich Tagessätze auszahlen zu lassen oder auch seine Postadresse anzumelden.

Möblierten Einzelzimmern für Wohnungslose gibt es ebenso wie Appartements für Durchreisende, Kranke und Wandergesellen. Hier werden Bewohner nicht nur mit warmen Mahlzeiten und frischen Klamotten versorgt, sondern auch durch gut geschulte Sozialarbeitende langfristig betreut, um wieder ein eigenständiges Leben zu erlangen. Gemeinsam mit den Bewohnern plant und organisiert das Team, wie Wohn- und Lebensraum neu gestaltet werden kann. 

Herberge zur Heimat