"Tage der Umkehr"
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Das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana beginnt
Es wird nicht mit Böllern und Raketen gefeiert, das Neujahrsfest Rosch ha-Schana. Es ist ein eher ernstes Fest. Mit ihm beginnen „zehn Tage der Umkehr“, in denen man im Neuen Jahr beginnen soll, sich von seinen Sünden zu trennen. Das, was man im vergangenen Jahr an Schaden angerichtet hat, versucht man, im Neuen Jahr wieder gut zu machen.
Darum grüßt man sich am Neujahrsabend und in den folgenden zehn Tagen mit: „mögest du ins Buch des Lebens eingetragen sein.“
Der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Landesbischof Ralf Meister, schickt den jüdischen Gemeinden und allen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern in Niedersachsen Glück- und Segenswünsche zum Neuen Jahr 5778. In einem Brief an die Vorsitzenden der jüdischen Verbände schreibt Meister:
"In diesem Jahr steht in der Hannoverschen Landeskirche das Reformationsjubiläum im Mittelpunkt. Landauf und landab beschäftigen wir uns mit vielfältigen Aspekten der Reformation und ihrer Wirkungsgeschichte. Hierzu gehören auch die Auswirkungen der Reformation auf jüdisches Leben, vor allem die selbstkritische Auseinandersetzung mit dem judenfeindlichen Erbe Martin Luthers. „Luthers Sicht des Judentums und seine Schmähungen gegen Juden stehen nach unserem heutigen Verständnis im Widerspruch zum Glauben an den einen Gott, der sich in dem Juden Jesus offenbart hat … Wir stellen uns in Theologie und Kirche der Herausforderung, zentrale theologische Lehren der Reformation neu zu bedenken und dabei nicht in abwertende Stereotype zu Lasten des Judentums zu verfallen.“ – so die Synode der EKD.
Alte Stereotype hinter uns lassen, will auch die Skulptur Twins, Zwillinge, des belgischen Künstlers Johan Tahon, die im Kunstwettbewerb Ecclesia und Synagoga unserer Landeskirche entstand und die wir im Mai dieses Jahres vor dem Landeskirchenamt enthüllen konnten. Es sind keine identischen Zwillinge, sondern die Betrachtenden sind herausgefordert zu überlegen, wer welche Gemeinschaft repräsentiert, denn das hat der Künstler im Widerspruch zu den traditionellen Darstellungen nicht definiert. Aber beide sind Geschwister, die ein Erbe – die Hebräische Bibel - teilen.
Twins, Zwillinge, erinnert auch an das biblische Zwillingspaar, Jakob und Esau. Auch ihre Geschichte wurde In der jüdischen und der christlichen Tradition allegorisch auf die Beziehung von Judentum und Christentum gelesen. In jüdischer Perspektive war Esau das Christentum - der bedrohliche und oftmals gewalttätige Bruder, der Jakob nach dem Leben trachtete. In der Bibel können beide am Ende im Antlitz des anderen sich selber erkennen und Versöhnung wird möglich. Das bleibt auch unsere Hoffnung.
Möge Ihnen Gottes reicher Segen im kommenden Jahr 5778 beschieden sein!"
Das jüdische Neujahrsfest begeht die Familie zuhause und in der Synagoge. Zuhause gibt es ein festliches Essen, in der Synagoge gibt es Gebete, Schriftlesungen und als Höhepunkt des Morgengottesdienstes 100 Töne des Schofar. Der Schofar ist ein Blasinstrument aus einem Widderhorn, das die Leute mit seinem erschütternden Klang mahnen soll, umzukehren und von ihren Sünden abzulassen.
Das jüdische Neujahrsfest hat einige Bräuche. Zum Beispiel werden die Brote nicht in einer Längsform, sondern in einer runden Form gebacken, als Symbol für den Jahreskreislauf. Normalerweise wird das gebrochene Brot mit Salz bestreut. In den 10 Tagen nach Rosch ha-Schana wird es, ebenso wie Apfelstücke, mit Honig beträufelt. Man wünscht sich ein „süßes“, ein gutes und friedliches neues Jahr: „Schana Tova u m`tuka!“