Gott braucht keine Ja-Sager
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Andacht zum 11. Sonntag nach Trinitatis
„Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen!“, so sagt es ein Kinderreim.
Die beiden Söhne von denen Jesus erzählt, kannten diesen Reim offensichtlich nicht. Beide sagen etwas, tun aber das genaue Gegenteil.
Muss man immer das tun, was man zusagt?
Auch wenn ich nur nebenher verspreche, den Müll rauszubringen?
Wenn man die Frage so zuspitzt wird schnell klar, dass es in dem Gleichnis der Söhne um etwas ganz anderes geht.
Vielleicht hilft bei der Suche, wonach es eigentlich geht keiner der Söhne, sondern der Vater.
Er kennt beide Söhne gut und bittet sie auf gleiche Weise um Hilfe. Er mutmaßt nicht, dass der Eine so, der Andere aber so handeln wird. Er macht keinen Unterschied zwischen seinen Kindern. Er geht auf sie zu, bittet sie und hofft, dass sie bereitwillig helfen werden.
Der Vater befiehlt nicht, er ist viel mehr nur Bittsteller.
Wie die Söhne mit der Frage umgehen, scheint ihnen komplett frei zu stehen.
Keiner der beiden handelt makellos. Keiner ist im Grunde ein Mustersohn. Keiner der beiden ist perfekt. Und doch ist klar, dass der Sohn, der zunächst „Nein“ sagt, dann aber doch hilft, besser handelt.
Johannes der Täufer, so sagt Jesus, hat den Menschen von Gottes Gerechtigkeit erzählt. Gottes Gnade macht selig – wenn man Ja zu ihr sagt, wenn man sie annehmen will.
Sie ist uns Menschen geschenkt, wir müssen nichts dafür tun.
Jesu Gleichnis fordert zu einem bewussten Umgang mit diesem Geschenk.
Die Gnade gilt allen Menschen, auch wenn man sie zunächst nicht annimmt – also ob man Ja oder Nein sagt.
Man kann im christlichen Glauben skeptisch sein, darf zweifeln, darf Fehler machen.
Wir müssen es immer wieder neu erkennen und begreifen: Gott beschenkt uns nicht aufgrund unserer Verdienste und Leistungen, nicht nach unseren Werken, sondern allein aus seiner Gnade und Güte. Egal wie oft wir Nein sagen, wir können sein Geschenk dennoch immer neu annehmen.
Der Vater nennt beide Kinder „mein Sohn“ er verwirft keinen. Ob er die Bitte des Vaters erfüllt oder nicht.
Dass Gott uns mit all unseren Fehlern und Schwächen, aber auch mit unseren Gaben dann trotzdem immer wieder seine Liebe neu anbietet, das ist wunderbar, ein Wunder.
Um bei dem Kinderreim vom Anfang zu bleiben.
Wir Menschen brechen von Zeit zu Zeit versprechen. Aber wir können darauf vertrauen, Gott hält sein Versprechen uns gegenüber: Er nimmt uns an, so wie wir sind.