Startseite Archiv Tagesthema vom 12. August 2017

Leitplanken der Freiheit

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Andacht zum 9. Sonntag nach Trinitatis

Die Möglichkeiten waren schier unbegrenzt. Als mein Mann und ich damals auf dem Standesamt unsere Eheschließung anmeldeten, konnte ich der Standesbeamtin kaum folgen. Sie erklärte uns, welche Möglichkeiten wir hätten, unsere künftigen Nachnamen zu bestimmen: Ein gemeinsamer Name, zwei verschiedene? Doppelname? Wenn ja wer und in welcher Reihenfolge? Und wie sollen später die Kinder heißen? In diesem Moment dachte ich: Wie schön war das doch früher, als es überhaupt nichts zu diskutieren gab. Die Frau heißt so wie der Mann, die Kinder auch - und fertig.

Heute ist das anders. Wir leben in einer Zeit und einem Land der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten: Welchen Beruf möchte ich ergreifen? Wo will ich wohnen - Stadt oder Land, Deutschland oder Ausland? Will ich eine Beziehung? Will ich heiraten? Wenn ja, wen und wann? Kind, Kinder oder Karriere? Oder alles?

Die Bergpredigt ist wie das Gegenbild zu den unbegrenzten Freiheiten der heutigen Generation. Da gibt es eine klare Vorstellung von richtig und falsch. Da gibt es nur einen Weg. Diesem Weg folgt man und man steht auf sicherem Boden oder man folgt ihm nicht und stürzt ab.

Diese Vorstellung engt auf den ersten Blick sehr ein. Mit welchem Recht beschneidet da jemand meine Freiheit, selbst zu entscheiden und zu bewerten

Gleichzeitig ist mir bewusst, dass jede Freiheit auch einen Zwang zur Entscheidung bedeutet. Alles immer wieder neu durchdenken, durchleben, bewerten und entscheiden zu müssen, ist mühsam und anstrengend.

Ein paar Leitplanken, wie die Regeln aus der Bergpredigt entlasten und geben Halt. 

In diesen Geboten und Regel spiegeln sich die Erfahrungen, das Wissen und die Weisheit von Menschen vieler Generationen wider. Regeln, die in den wirklich wichtigen Bereichen das Leben jedes einzelnen und auch das Zusammenleben in einer Gemeinschaft schützen und bestmöglich gestalten.

Und in diesen Regeln erkennen wir den wieder, der seine Welt und die Menschen liebt und gleichzeitig weiß, wie schwierig sie sich manchmal mit dem (Zusammen-) Leben tun.

Wir leben in einer Zeit der nahezu unbegrenzten Freiheit. Ein paar Leitplanken tun da ganz gut, um sicheren Boden unter den Füßen zu behalten. Innerhalb dieser Leitplanken haben wir dann alle Freiheiten, unser Leben zu gestalten.

Christina Riegert
Bild: pixabay.com

Der Bibeltext

Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.

Mt 7, 24-27

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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Die Autorin

Pastorin Christina Riegert