Startseite Archiv Tagesthema vom 05. August 2017

Ein Friedenswort schlägt Funken

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Andacht zum 8. Sonntag nach Trinitatis

Manche Worte sind wie ein Brennglas. Man nimmt sie in die Hand, hält sie ins Licht und plötzlich leuchtet ein Feuer auf.

"Schwerter zu Pflugscharen" - diese berühmten Worte der Bibel sind wie so ein Brennglas. Zu verschiedenen Zeiten entzündeten sie kleine Leuchtfeuer. Sie wurden zum Motto der Friedensbewegung in Ost und West.

Sie stehen als Bronzeskulptur in Gestalt eines Schmiedes vor dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York. In einer Liedzeile besingt sie Michael Jackson in seinem Friedenssong "Heal the world". Bei einem Evangelischen Kirchentag in Wittenberg wurde 1983 öffentlich ein Schwert zu einer Pflugschar umgeschmiedet. Selten hat ein Bibelwort so viel Resonanz ausgelöst. 

"Schwerter zu Pflugscharen" - der Prophet Jesaja notierte diese Worte mitten in einer kriegstreibenden Zeit. Als sein kleines Volk von einer Großmacht bedroht wurde, führte er mit wenigen Zeilen einen großen Friedenstraum vor Augen: Eines Tages, schreibt Jesaja, werden alle Völker zum Berg Gottes ziehen. Dort wird Gott Recht sprechen und Frieden stiften. Und dann werden Lanzen zu Winzermessern und Schwerter zu Pflugscharen... 

Tatsächlich haben diese Worte, die auch der Prophet Micha notierte, ihre Leuchtkraft bis heute nicht verloren. In der Zeit des  Wettrüstens und des Kalten Krieges haben sie Menschen motiviert, sich für Frieden und Abrüstung einzusetzen. Heute erreichen sie uns in einer Zeit, in der wir in einem Europa der offenen Grenzen reisen und mit einer gemeinsamen Währung handeln. So viel Frieden gab es für uns noch nie.

Und zugleich flammen weltweit Konflikte und Kriege auf. Neben dem Traum des Friedens steht unversöhnlich der Albtraum des Krieges. 

Das Erbe, das Jesaja uns vor Augen stellt, ist nicht einfach so einzulösen. Es wird nicht Realität, aber es darf eine Vision sein. Aus dem Schwert wird nur mühsam unter Feuer und Hammerschlägen ein Pflug. Und die Pflugschar muss unter Kraft und Schweiß durch das Feld geführt werden, damit die Ähren die Menschen nähren.  

Jesaja weiß von der Mühe, die seine Vision bedeutet. Und doch lädt er die Völker zu Gottes großem Friedensfest ein. Er nimmt die Hoffnung auf Frieden wie ein Brennglas in die Hand und hält sie in Gottes Licht. Und hofft auf ein Feuer, das Funken schlägt. 

Pastor Jan von Lingen

Das Bibelwort

Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

Jes 2, 1-5 (in Auszügen)

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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

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