Erstklassig!
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71.500 niedersächsische Schüler starten ins Schulleben und feiern in mehr als 1000 Gottesdiensten den Schulanfang
Der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover will den Schulanfängern zu ihrer Einschulung am Sonnabend 40.000 Bügelbilder schenken. Sie tragen die Aufschrift "Erstklassig", die auf weiße oder helle Textilien gebügelt werden kann. "Die Einschulung ist ein großes Ereignis für die Erstklässlerinnen und Erstklässler und ihre Familien", sagt Meister.
Die Bügelbilder sollen in mehr als 600 Gemeinden der hannoverschen Landeskirche zwischen Hann. Münden und der Nordsee verteilt werden. Eine Begleitbroschüre enthält einen Stundenplan und ein Schreiben an die Eltern. Zum neuen Schuljahr werden in Niedersachsen nach Angaben des Kultusministeriums rund 71.500 Schülerinnen und Schüler in die erste Klasse eingeschult.
"Ich freue mich, dass Einschulungsgottesdienste zum Beginn dieses neuen Lebensabschnitts wie selbstverständlich dazugehören", sagte Meister. Damit sei die Zusage verbunden, dass Gott die Schulanfänger auf ihrem Weg begleite. In den Gemeinden der hannoverschen Landeskirche, die drei Viertel Niedersachsens umfasst, sind rund 700 Einschulungsgottesdienste geplant. Niedersachsenweit sind es mehr als 1.000.
Die evangelische Bildungsexpertin Kerstin Gäfgen-Track dankte den Lehrerinnen und Lehrern, die viel Zeit und Energie einsetzten, um den Schulanfängern einen optimalen Start in die Schulzeit zu ermöglichen. "Wichtig ist, dass die Kinder gerade in den ersten Schuljahren Freude am Lernen finden", betonte die Oberlandeskirchenrätin. Der Start in die Schule gelinge, wenn die Schüler entdecken könnten, dass jede und jeder von ihnen ganz besondere Begabungen besitze.
Landesbischof Meister hatte die Schulanfangs-Aktion der Landeskirche 2011 ins Leben gerufen. In den vergangenen Jahren bekamen die Kinder zur Einschulung ein Fernrohr, eine Gebetsfaltkarte, ein kleines Geschenkbuch, einen reflektierenden Engel für den Schulranzen, ein Wimmelbild-Puzzle und ein Mini-Memory.
Die Feiern und Gottesdienste zum Schulanfang hätten eine lange Tradition und seien nach wie vor sehr beliebt, nicht nur bei christlichen Familien, sagt die hannoversche Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track als Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
"Es gehört zur Tradition in unserem Land, dass Übergangsphasen und besondere Situationen im Leben mit einem Gottesdienst begleitet werden. Diese Tradition findet auch an den Schulen verstärkt Anklang. Die Kirchen werden angefragt, etwa für Trauerfeiern nach dem Tod von Schülern oder auch, um Schulentlassungsfeiern durch einen Gottesdienst mitzugestalten. Schulanfängergottesdienste haben mittlerweile ungefähr so viele Besucher wie die Weihnachtsgottesdienste" sagt Gäfgen-Track.
Immer wieder taucht die Frage auf, ob alle mitfeiern können, auch andere Religionen wie etwa Muslime. Von Kerstin Gäfgen-Track gibt es ein klares ja: "Selbstverständlich können bei Schulanfängergottesdiensten alle Religionen mitfeiern. Dort, wo es gute Kontakte zur Moschee gibt, wird oft auch der Imam eingeladen. Es kann auch sein, dass er gebeten wird, sich zum Beispiel mit einem Gebet oder dem Lesen einer Sure des Koran zu beteiligen. Das ist liturgische Gastfreundschaft. Multireligiöse Feiern, die von Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften gemeinsam vorbereitet und gehalten werden, sind dagegen eher selten. Meist laden Lehrer oder die christlichen Gemeinden ein, eben weil solche Übergangsfeiern im Christentum Tradition haben."
Der Schulpsychologe Thomas Künne empfiehlt Eltern, möglichst gelassen und zuversichtlich mit dem Schulanfang ihrer Kinder umgehen. "Die Eltern sollten zunächst bei sich selbst den Druck herausnehmen und erkennen, dass das Abitur und die Karriere noch gar nicht wichtig sind", sagte der Osnabrücker Experte von der Niedersächsischen Landesschulbehörde. Ein starkes Interesse an Noten könne die natürliche Lernfreude bei den Kindern bremsen. "Vater und Mutter sollten eher die Rolle von Lernbegleitern übernehmen und nicht zu einem zweiten Lehrer zu Hause werden."
Bei Problemen sollten Eltern natürlich wachsam sein, mahnte Künne. Allerdings zeige sich noch nicht am Anfang, sondern erst mit der Zeit, welche Kinder besondere Unterstützung benötigten. "Auch Erwachsene brauchen, wenn sie in einem neuen Job anfangen, eine gewisse Eingewöhnungsphase."
epd & Redaktion EMSZ