Amt und Ehre
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Kirchenkreis Harzer Land steht in den Startlöchern für die KV-Wahl
Am 11. März 2018 werden in den evangelischen Gemeinden die Kirchenvorstände neu gewählt. Noch lange hin, möchte man meinen, doch in der Landeskirche und auch im Kirchenkreis Harzer Land laufen die Vorbereitungen schon jetzt auf Hochtouren.
Erst einmal geht es darum, Menschen zu finden, die sich für das Ehrenamt zur Wahl stellen lassen. Aus diesem Grund hatte der Kirchenkreis jetzige Vertreter der Gemeinden zu einer Informationsveranstaltung eingeladen.
„Kirche sind wir alle“, machte Superintendent Volkmar Keil zu Beginn deutlich. Während um 1800 Kirche im Dorf noch auf wenige Personen begrenzt war, haben Kirchenvorstände heute mehr Aufgaben denn je, aber auch die Chance, das Leben in der Gemeinde aktiv mitzugestalten.
Diese Verteilung von Verantwortung, so Keil, gehe zurück auf die Zeit als Moses die Israeliten durch die Wüste führte und irgendwann Gott um Hilfe anrief, weil er sich allein überfordert fühlte. Gott riet ihm, Unterstützer um sich zu scharen, die mit ihm die Last tragen, und als sie das Amt übernahmen, gerieten sie in Verzückung (4. Mose, 11).
Dieser Blick in biblische Zeiten und in jene Zeit, bevor sich die ersten Kirchenvorstände etablierten reicht natürlich nicht aus, um heute Menschen zu gewinnen, die sich ehrenamtlich engagieren. Daher hatten sich Ingrid Baum und Gerhard Lindemann vom Kirchenkreistagsvorstand, Pastor Dr. Uwe Brinkmann und Kirchenkreisamtsleiterin Christa Eulert einiges vorgenommen, um auf die Wahl vorzubereiten und einige Fragen bereits im Vorfeld auszuräumen.
Zunächst einmal ging es um eine Bestandsaufnahme, in der Erfolge der aktuellen Kirchenvorstände gesammelt wurden und was diese Arbeit an persönlichem Gewinn mit sich brachte.
Anschließend wurden die Anwesenden in Gruppenarbeit gebeten, Argumente zu sammeln, mit denen sich jeder potentielle Kandidat verschrecken lässt. Erstaunlicherweise fiel das nicht schwer, denn Gründe für Frust gibt es bei einer solchen übernommenen Aufgabe genug. Noch dazu glichen sich die einzelnen Punkte vom Alten Amt bis nach Bad Sachsa und vom Oberharz bis nach Duderstadt auffallend.
In einem weiteren Schritt gelang es den Gruppen aber auch ziemlich gut, Erwiderungen auf diese abschreckenden Punkte zu finden. So muss beispielsweise nicht jedes Mitglied des Kirchenvorstandes jeden Sonntag früh aufstehen und im Gottesdienst präsent sein, wenn man sich abwechselt und diesen Dienst koordiniert. Ebenso gibt es überall einige, die sich gerne an der Grünpflege beteiligen, während andere lieber Gemeindefeste organisieren. Letztlich ist alles eine Frage des Miteinanders, wurde festgestellt.
Zum Ende der Veranstaltung gab es dann noch einige rechtliche Hinweise, wie beispielsweise den, dass das Wahlalter diesmal auf 14 Jahre abgesenkt wurde, um auch Jugendliche an der Mitgestaltung zu beteiligen.
Zudem setzt jede Gemeinde die Zahl der zu wählenden Kirchenvorsteher in einem bestimmten vorgegebenen Rahmen selbst fest. „Doch was ist, wenn wir niemanden finden, der sich zur Wahl stellt?“, wurde besorgt gefragt. In diesem Wahl bleibt der alte Kirchenvorstand erst einmal im Amt, es kann eine erneute Wahl angesetzt werden, im schlimmsten Fall aber wird die Eigenständigkeit der Gemeinde diskutiert werden.
Dieser Fall aber wird im Harzer Land hoffentlich nicht so bald eintreten und es finden sich bis zum kommenden Frühjahr überall genug Menschen, die das Gemeindeleben mitgestalten wollen.
Natürlich bedeutet das Ehrenamt viel Arbeit, so wurde an diesem Abend deutlich, doch es bringt auch Anerkennung und nach bewältigten Aufgaben durchaus etwas wie Verzückung ein.
Christian Dolle