Von Gott erzählen, aber wie?
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Am Sonntag wird im Gottesdienst Léa getauft. Ich werde den Eltern und Paten des eineinhalbjährigen Mädchens von der Liebe Gottes erzählen: Wie Gott Léa erwählt, indem er sie bei ihrem Namen ruft und in der Taufe als sein Kind annimmt. Einfach so, weil wir ihn darum bitten. Und Gott wird sie segnen und ihr zusagen, dass er ihr seinen Frieden gibt und sie schützen wird, ihr Leben lang und darüber hinaus. Ja, es passt, dass der 6. Sonntag nach Trinitatis dem Thema Taufe gewidmet ist.
Auch der Predigttext handelt von einer Erwählung – der Erwählung Israels durch den HERRN, den Gott Israels. Ausgerechnet das schwächste aller Völker sucht ER sich aus. Besondere Verdienste kann es nicht vorweisen. Der HERR nimmt dieses Volk als sein Volk an, weil er damit ein Versprechen erfüllt, das er den Vorvätern gegeben hat; und weil er es liebt – einfach so.
Ja, manche Brücke lässt sich schlagen von der Geschichte des Gottes, der ein kleines Volk zu seinem Volk erwählt, hin zu dem Gott, in dessen Namen wir am Sonntag die kleine Léa taufen. Es ist der Gott, der liebt und befreit, barmherzig ist und treu. Diese Brückenpfeiler tragen. Doch was erzähle ich der Gemeinde über die andere Seite Gottes, die der Predigtabschnitt so unelegant abschneidet? Über den Gott, der umbringt und Vergeltung übt (V. 10)?
Mit „denn“, einer Begründung, beginnt der Predigtabschnitt. Was davor steht (5. Mose 7,1-5), ist das, was begründet wird: Völkermord durch den HERRN und sein auserwähltes Volk. Ohne Gnade. Aus der eigenen Erwählung folgt die Verpflichtung zur Vernichtung: der anderen Götter und Völker und ihrer Altäre, all dessen, was den anderen heilig ist.
Ich frage mich: Kann ich Léa von Gott erzählen und ihr diese Seite Gottes verheimlichen? Nein, das kann ich nicht. Denn Gott ist nicht geschichtslos. Er hat eine Geschichte mit seinem Volk und mit jedem, der auf seinen Namen getauft ist. So wie er mich mit meiner Geschichte annimmt, so kann ich ihn nicht ohne seine Geschichte erkennen. Und zu dieser Geschichte gehört, dass der HERR Mensch wird. „Selig sind die Frieden stiften“, predigt er auf dem Berg.
Das will ich weitergeben. Denn der auferstandene Christus sagt nicht: Gehet hin und rottet alle Völker aus. Sondern: „Gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“
Darum, liebe Léa: Friede sei mit dir.
Pastor Dirk Rademacher, Kirchengemeinde St. Nicolai Hannover-Bothfeld