Kirchenmitgliederzahlen 2016: Mehr Taufen und Wiedereintritte als Austritte
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„Den Trend, dass wir durch die demografische Entwicklung in einer pluralen Gesellschaft weniger Kirchenmitglieder haben werden, können wir nicht umkehren. Wir leben aber als Kirche nicht in erster Linie von Zahlen und Analysen", sagte die Präsidentin des Landeskirchenamts der Landeskirche Hannovers bei der Vorstellung der Mitgliederzahlen für das Jahr 2016 am Freitag (21.07.2017) in Hannover. Ende 2016 gehörten der Landeskirche zwischen Ems und Elbe 2,63 Millionen Mitglieder an, das sind rund 46.000 weniger als im Vorjahr.
"Wir wollen eine geistlich lernende Kirche sein, die die Menschen mit der Botschaft Jesu Christi erreicht und geistliche Gemeinschaft ermöglicht. Ich erlebe, dass genau dieses in ganz vielen Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen mit großer Kreativität und Professionalität geschieht", sagte die leitende Juristin der Landeskirche. Als ein "entschiedenes Ja" zur Kirche wertete Springer, dass die Taufen und Wiedereintritte (23.583) im vergangenen Jahr deutlich die Austritte (20.136) überstiegen haben. Die Zahl der Austritte ist zudem wie schon 2015 rückläufig (-17,8%).
"Der Mitgliederrückgang ist zu einem sehr großen Teil auf die demografische Entwicklung zurückzuführen", sagte Stephanie Springer weiter. "Das können wir auch durch noch so gute Konzepte nicht kompensieren." Der Bevölkerungsanstieg durch den Zuzug von Flüchtlingen wirke sich nicht positiv auf die Mitgliederzahlen aus, da der größte Teil von ihnen nicht evangelisch sei.
Regional gibt es der Statistik zufolge große Unterschiede: Im ostfriesischen Rhauderfehn verlor die Kirche seit 2012 nur 3,4 Prozent ihrer Mitglieder, in Hannover 7,3 Prozent. In Bremerhaven dagegen waren es 11,5 Prozent, im Harzer Land elf Prozent, im Wendland neun Prozent. Das entspreche der "Ost-West-Verschiebung" bei der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung in Niedersachsen, erläutete Oberlandeskirchenrat Dr. Rainer Mainusch.
Bis zum Jahr 2030 werde die Landeskirche den Prognosen zufolge rund 20 Prozent an Mitgliedern verlieren, sagte Mainusch. Die Mitgliederzahl werde auf 2,09 Millionen zurückgehen. Für Mainusch ist das jedoch kein Grund zum Pessimismus: "Was wir nicht mehr sein werden, eine quasi staatsanaloge Institution, in der jeder irgendwie in der Kirche ist", sagte er. Die Kirche werde aber eine starke zivilgesellschaftliche Kraft bleiben: "Wo ist eine vergleichbare Organisation, die ein Drittel des Landes Niedersachsen umfasst?"
Mit Blick auf die Zukunft sagte Mainusch: „Wir werden uns noch stärker öffnen für neue Formen von Kirche, die regional sehr unterschiedlich aussehen werden. Unsere Kirche wird bunter und vielfältiger werden. Die Schlüsselkompetenz, um auf die Herausforderungen einer kleiner werdenden Kirche zu reagieren, ist der Einfallsreichtum der Menschen in den Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Einrichtungen."
Vizepräsident Dr. Rolf Krämer, der in der Landeskirche für den Bereich der Finanzen zuständig ist, berichtete von zurückgehenden Einnahmen bei der Kirchensteuer: Sie sanken gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Millionen Euro und lagen 2016 bei 542,2 Millionen Euro. „Im Haushaltsjahr 2016 kamen rund 470 Mio. € oder 72% der ordentlichen Aufwendungen der Arbeit in den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen unmittelbar zugute. Diese Mittelverteilung wird auch die Richtschnur für die kommenden Jahre sein“, so Krämer.
Pressestelle/epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen