Startseite Archiv Tagesthema vom 15. Juli 2017

Erkennen und Glauben

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Andacht zum fünften Sonntag nach Trinitatis

Wenn es doch so einfach wär: Mit dem Erkennen und dem Glauben. Es klingt wie ein Märchen, wenn zwei Jünger Jesus folgen, weil ihr Meister Johannes es ihnen mit einem Wort nahelegt: Siehe, das ist Gottes Lamm. Und einer von ihnen steckt später seinen Bruder auf dieselbe Weise an: Ich habe den Messias gefunden, den Gesalbten.

So kommt Jesus zu drei neuen Gefolgsleuten, einer davon wird später Weltbedeutung erhalten unter dem Namen Petrus, griechisch für Fels. Im späteren Papstamt findet sich bis heute seine Spur.

Wir brauchen gar nicht zu googeln, was mit Lamm oder Salbung gemeint ist. Wir merken sofort: Hier hat einer die Mitte, den Kern, das Entscheidende erkannt und andere habe es ihm abgenommen.

Wie geht das? Ich glaube nicht, dass es die Worte allein waren: Er ist Gottes Lamm, Er ist der Gesalbte Gottes. Die Worte gab es vorher schon, sie waren bekannt, die Inhalte gesetzt. Auch die zugehörigen Bilder im Kopf waren da. Was also war neu, was anders?

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Neu: Dass ein Mensch sie ausfüllt, dass ein realer Mensch, vielleicht nur 50 Meter entfernt, um die nächste Ecke im Schatten eines Hauses sitzend, dieser Gesalbte Gottes, dieses Lamm Gottes sein soll. Das war neu! Johannes, seine Jünger merken, was an Jesus ist, merken im Menschlichen zugleich mehr, etwas anderes, fremdes und erkennen: Dieses Andere kommt von Gott. Es schimmert hindurch, es leuchtet aus ihm heraus. Sie spüren es. Und geben ihrem Gespür Namen, die sie kennen: Lamm Gottes, Messias Gottes.

Es kommt von Gott, besser: Er kommt von Gott. Das glauben sie von nun an – wer die Geschichte weiterliest, merkt: Das glauben sie von nun an bis zu ihrem eigenen Tod. Sie können nicht mehr zurück. Ihr Leben hat sich in einem Augenblick gewendet. Wenn es doch so einfach wär? Wer sagt, dass es das nicht war und immer noch ist? Warum muss es schwer sein zu glauben? Nehmen wir uns vielleicht aus Vernunft, postmoderner Risikoscheu oder Faulheit diese reale Chance, Gott zu finden?

Je länger ich nachdenke, desto klarer wird mir: Wenn diese Geschichte nur einen Funken Wahrheit trägt, dann wartet Gott irgendwo in Rufweite auf mich, sitzt, versteckt in einem Menschen und wartet, ob ich vorbeikomme.

Pastor Paul Dalby
Bild: pixabay.com
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Der Bibeltext

Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wirst du bleiben? Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen's und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde. Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte. Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels.

Joh 1, 35-42

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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Der Autor

Pastor Paul Dalby