Startseite Archiv Tagesthema vom 08. Juli 2017

Eine Sommergeschichte

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Andacht zum vierten Sonntag nach Trinitatis

Eine Sommergeschichte – leicht und erlöst, das Herz weit und die Seele frei.

Das war nicht immer so: Die Familie verknotet in Schuld und Angst: Die Brüder hatten versucht den Liebling des Vaters loszuwerden, mussten ihn dann später um Hilfe bitten als nichts mehr ging.

Trotzdem war irgendwie alles gut, bis der Vater starb. Ob Josef, der ehemalige Liebling, jetzt die Gelegenheit nutzten würde heimzuzahlen?

Das Machtgefüge kommt ins Wanken – Angst breitet sich aus und Aggression, Misstrauen und Unsicherheit.

Und Josef sagt: „Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt?“ (1Mose 50,19)

Er macht Platz für Gott. Stellt sich aus dem Zentrum. Dazu aber im Hintergrund das Vertrauen: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ (1Mose 50,20)

Nicht beleidigt zur Seite treten. Nicht kapitulieren vor dem Bösen, das mir widerfahren ist. Nicht mit der Rache der Ohnmächtigen und der Wut des Schwächeren zurückzahlen.

Sondern: Gott an die Stelle lassen und vertrauen: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Warum ist das eine Sommergeschichte?

Weil auch im Sommer die Schäden aus dem Winter und von den Frosteinbrüchen im Frühjahr zu spüren sind. Weil Sommer bedeutet: die langen Tage geben dem Licht mehr Platz und die Perspektive verändert sich – ob man nun Urlaub hat oder nicht.

Josef sagt nicht: Alles egal! Schwamm drüber! Meine Güte diese ollen Kamellen! – Wer weiß was geblieben ist an Verletzungen und Missgunst, an eingebrannten Momenten in Kopf und Seele?

Josef lässt sich seine Perspektive verändern:  Gott rückt ins Zentrum und Gottes Liebe zu ihm und seinen Geschwistern erhält Platz. Das ist es worauf Josef sich verlässt: Gott ist mit mir in allem was geschieht und Gott meint es gut mit mir. „Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt?“ (1Mose 50,19)

Wie wäre das? Auch in diesem Sommer die Perspektive ändern – die Weite des Himmels, das Licht der langen Tage, leicht und erlöst, das Herz weit und die Seele frei: Gott in die Verantwortung nehmen und nachspüren:  „Gott gedachte es gut zu machen.“ (1Mose 50,20)

Inga Göbert, Pastorin & Referentin für interkulturelle Kompetenz, Haus kirchlicher Dienste

Der Bibeltext

Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Josef könnte uns gram sein und uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben. Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach:  So sollt ihr zu Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters! Aber Josef weinte, als man ihm solches sagte. Und seine Brüder gingen selbst hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte. Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt? Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen. Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen. 

1. Mose 50, 15-21*

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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Die Pastorin

Pastorin Inga Göbert