Eine Sommergeschichte
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Andacht zum vierten Sonntag nach Trinitatis
Eine Sommergeschichte – leicht und erlöst, das Herz weit und die Seele frei.
Das war nicht immer so: Die Familie verknotet in Schuld und Angst: Die Brüder hatten versucht den Liebling des Vaters loszuwerden, mussten ihn dann später um Hilfe bitten als nichts mehr ging.
Trotzdem war irgendwie alles gut, bis der Vater starb. Ob Josef, der ehemalige Liebling, jetzt die Gelegenheit nutzten würde heimzuzahlen?
Das Machtgefüge kommt ins Wanken – Angst breitet sich aus und Aggression, Misstrauen und Unsicherheit.
Und Josef sagt: „Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt?“ (1Mose 50,19)
Er macht Platz für Gott. Stellt sich aus dem Zentrum. Dazu aber im Hintergrund das Vertrauen: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ (1Mose 50,20)
Nicht beleidigt zur Seite treten. Nicht kapitulieren vor dem Bösen, das mir widerfahren ist. Nicht mit der Rache der Ohnmächtigen und der Wut des Schwächeren zurückzahlen.
Sondern: Gott an die Stelle lassen und vertrauen: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“ (Dietrich Bonhoeffer)
Warum ist das eine Sommergeschichte?
Weil auch im Sommer die Schäden aus dem Winter und von den Frosteinbrüchen im Frühjahr zu spüren sind. Weil Sommer bedeutet: die langen Tage geben dem Licht mehr Platz und die Perspektive verändert sich – ob man nun Urlaub hat oder nicht.
Josef sagt nicht: Alles egal! Schwamm drüber! Meine Güte diese ollen Kamellen! – Wer weiß was geblieben ist an Verletzungen und Missgunst, an eingebrannten Momenten in Kopf und Seele?
Josef lässt sich seine Perspektive verändern: Gott rückt ins Zentrum und Gottes Liebe zu ihm und seinen Geschwistern erhält Platz. Das ist es worauf Josef sich verlässt: Gott ist mit mir in allem was geschieht und Gott meint es gut mit mir. „Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt?“ (1Mose 50,19)
Wie wäre das? Auch in diesem Sommer die Perspektive ändern – die Weite des Himmels, das Licht der langen Tage, leicht und erlöst, das Herz weit und die Seele frei: Gott in die Verantwortung nehmen und nachspüren: „Gott gedachte es gut zu machen.“ (1Mose 50,20)
Inga Göbert, Pastorin & Referentin für interkulturelle Kompetenz, Haus kirchlicher Dienste