Ein Rastplatz für die Seele
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Andacht zum 2. Sonntag nach Trinitatis
Ha! Endlich Ferien! Unsere Töchter haben am Mittwoch sofort den Schalter auf Chillen umgestellt. Rauf aufs Sofa, chatten mit Freundinnen, lesen oder durchs kühle Haus wuseln, während draußen der Garten in der Hitze brütet.
Unbeschwert. Denen gelingt das problemlos. Vergessen der Stress um die letzten Tests in der Schule, die Französischvokabeln. Jetzt sind Ferien. Und Urlaub für die Großen.
Was aber, wenn das Loslassen vom Alltagsstress nicht so einfach gelingen will? Wenn einer den Kopf und die Seele so voll hat, das er nicht abschalten kann. Ein anderer hat vielleicht sogar Angst vor der Urlaubszeit. Die Familie hockt eng beisammen. Die unterschiedlichen Wünsche, wie Entspannung zu erreichen ist, führen eher zu Verspannungen im Familiengefüge.
Kinder, die sonst erst am späten Nachmittag aus der Schule kommen, sind auf einmal den ganzen Tag mehr oder weniger sicht- und ansprechbar. Der Chef erwartet auch im Urlaub eine Erreichbarkeit, der Laptop muss mit. Könnte ja was Wichtiges sein, was schnell abgearbeitet werden muss. Und so geht es denn los.
Wissen Sie, dass unter den Top Ten der Erholungsaktivitäten der Deutschen ganz vorn Natur und (historische) Kultur stehen? Möglichst mit dem Fahrrad raus, leichtes Gepäck. Der Wunsch nach Entlastung ist groß. Ballast abwerfen. Den Horizont sehen, sich an den kleinen Dingen des Lebens oder dessen großen Wundern erfreuen.
Dazu gehört auch, man höre und staune, immer wieder der Versuch, Kirchen zu besuchen. Natürlich nicht zur Gottesdienstzeit, sondern einfach so, am Weg, zwischendurch. Menschen suchen einen Rastplatz für die Seele. Übertreten eine Schwelle und lassen sich durch Ruhe, Kühle, einen stillen Moment, ein Bild oder ein Gebet aus dem Gästebuch in der Seele berühren. Lasten fallen ab, Gedanken werden frei.
Die Touristiker sagen, dass Menschen in einer schnelllebigen Zeit, in der Hektik und Stress den beruflichen wie privaten Alltag kennzeichnen, eine immer größere Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit, wertvollen Ereignissen, geistiger Erholung und seelischer Entspannung entwickeln. Wie schön, dass neben den katholischen auch immer mehr evangelische Kirchen ihre Türen dauerhaft öffnen und Menschen den Raum geben, den die Seele manchmal braucht.
Die Gemeinden handeln damit übrigens direkt im Auftrag Jesu. Er sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“ Zu finden im Matthäusevangelium. Dieses Wort soll uns in der kommenden Woche begleiten und vielleicht auch durch die gesamte Urlaubszeit.
Pastor Ulrich Hirndorf