Tweed - für Frauen in Indien
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Hannoversches Frauenwerk will das Projekt im Bundesstaat Tamil Nadu bis 2019 weiter unterstützen
Das indische Mikrokredit-Projekt Tweed wird weitere drei Jahre vom Frauenwerk der Hannoverschen Landeskirche unterstützt. Bis 2019 sollen wieder jährlich 6000 Euro aus der landeskirchlichen Kollekte am Frauensonntag in das wachsende Entwicklungsprojekt im Bundesstaat Tamil Nadu fließen. Den Vertrag unterzeichneten jetzt Landespastorin Franziska Müller-Rosenau, Leiterin des Frauenwerkes und Tweed-Direktorin Irene Williams, bei ihrem alljährlichen Besuch in Hannover.
Bei dem Projekt haben den Angaben zufolge mittlerweile mehr als 200 Frauen in mehreren Dörfern rund um die südindische Metropole Chennai (Madras) einen Kleinkredit erhalten, mit dem sie sich ein eigenes kleines Geschäft aufbauen konnten.
Williams berichtete Müller-Rosenau von gravierenden Änderungen des Projektes im vergangenen Jahr: Am 8. November hatte der indische Premierminister Navendra Modi überraschend - selbst für seine Minister - abends um 20 Uhr bekannt gegeben, dass ab sofort 500 Rupie-Banknoten nur noch bis Jahresende gültig sind, und 1000-Rupie-Noten ganz abgeschafft werden - das sind 86 Prozent des indischen Bargeldes.
Diese Banknoten entsprechen 6,80 Euro beziehungsweise 13,60 Euro und sind die meist genutzten Scheine. Mit diesem Coup sollten Geldwäsche und Steuerhinterziehung bekämpft werden und alle Inder gezwungen werden, Bankkonten zu eröffnen.
Das Anliegen begrüßt Williams, aber die abrupte Durchführung war ihr unverständlich. „Es war wie im Krieg“, berichtete sie. Die 1,3 Milliarden Inder mussten in kurzer Frist ihre Scheine umtauschen, die Banken waren darauf nicht vorbereitet, wie auch nicht auf die massenhaften Kontoeröffnungen.
Im Tweedprojekt hatten bislang die Frauen Sammelkonten, aus denen die Gruppe ihre Kredite empfing und in die sie die Rückzahlungen bei ihren Treffen in bar leisteten.
Über Nacht mussten Williams und ihre Helferinnen den Frauen Kontoführung und die Beantragung von Bank-Scheckkarten beibringen. Und jede hat nun ein eigenes Konto und der Gruppendruck für die Rückzahlung der Mini-Kreditraten ist so nicht mehr gegeben.
„Korruption und Schattenwirtschaft zu bekämpfen ist ein positives Anliegen; aber diese Umsetzung hatte viele negative Folgen, besonders für Arme und Menschen aus der Mittelschicht“ resümierte Müller-Rosenau.
Umso wichtiger sei die weitere Unterstützung dieses als gemeinnützig anerkannten Frauenprojektes, das seit 13 Jahren vom Frauenwerk gefördert wird, so die Landespastorin abschließend.
Irene Williams wurde begleiet von ihrem Ehemann Dr. William Gnanasekaran, der zurzeit eine Gastprofessur in Erlangen und Konstanz inne hat. Das Ehepaar besuchte zudem Sohn und Enkelkinder, die in Stuttgart leben.
Gunnar Schulz-Achelis/ HkD; epd