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Neugewählter Rat des Lutherischen Weltbundes nimmt Arbeit auf/ Erste Sitzungen für Lasse Schmidt-Klie in neuer Funktion
Nach langer Vorbereitung in Deutschland, einem Treffen der europäischen Delegierten in Schweden und der U30-Vorversammlung im Norden Namibias ist die zwölfte Vollversammlung mit einem Gottesdienst zu Ende gegangen. Hier in Namibia hatte ich die Möglichkeit Christinnen und Christen aus der ganzen Welt zu treffen, viel zu lernen und viel zu diskutieren. Sich mit Menschen aus unterschiedlichsten Kontexten über die Frage zu diskutieren, was es heute konkret heißt Christ*in zu sein, eröffnet neue Perspektiven und erweitert den eigenen Horizont. Mich hat gefreut, wie offen und direkt gerade wir jungen Erwachsen uns austauschen konnten - das hatte ich gehofft, aber nicht erwartet. Wo der Dialog unter Amtsträger*innen stockt, konnten wir auch sensible Themen und Probleme in der Kirchengemeinschaft ansprechen und diskutieren. Die Tage waren lang, die Nächte kurz.
Nach der Wahl in den Rat blieb mir kaum Zeit das Erlebte zu verarbeiten und auf alle der zahlreichen und mutmachenden Glückwünsche zu antworten. Schon am nächsten Tag bekam ich stapelweise Unterlagen für die erste Ratssitzung überreicht. Erster Gedanke: “Wann soll ich das denn jetzt noch alles lesen?“
Während sich die meisten der über 500 Delegierten, Stewards und Gäste nach einer anstrengenden Woche auf dem Rückweg nach Hause befanden, saß der neu gewählte Rat zusammen und gleich zu Beginn stand eine wichtige Entscheidung für die nächsten Jahre auf der Tagesordnung: Die Vizepräsidenten*innen und die Vorsitzenden der verschiedenen Komitees mussten gewählt werden - sie bilden innerhalb des Rats das so genannte Exekutivkomitee.
Jede der sieben Regionen stellt eine*n Vizepräsident*in. Für das Exekutivkomitee gibt es nach der Verfassung des Lutherischen Weltbunds insgesamt eine Geschlechterquote, mindestens 40% müssen Frauen sein, mindestens 40% Männer. Eine Regelung, die Jugendpartizipation auch unter den Vizepräsidenten*innen sicherstellt, gibt es leider (noch) nicht. So ist niemand unter 30 Jahre als Vizepräsident*in gewählt worden. Das Thema Jugendpartizipation immer wieder auf die Agenda zu setzen – das ist besonders unsere Aufgabe als junge Ratsmitglieder. Der Lutherische Weltbund hat Jugendpartizipation auf die Fahnen geschrieben – so selbstverständlich wie es oft in den großen Reden klingt, ist es aber scheinbar doch nicht.
Es ist schön, dass diesmal viele Regionen Frauen als Vizepräsidentin normiert haben. In der Vergangenheit wurde 40 % Frauenbeteiligung oftmals nur über die übrigen Mitglieder des Exekutivkomitees erreicht, unter den Vizepräsidenten*innen war die Quote häufig deutlich geringer. Dieses Jahr sind fünf der sieben Vizepräsidenten*innen Frauen, auch die afrikanische Region wird erstmalig von einer Frau vertreten. Für unsere Region „Central Western Europe“ ist die Hamburger Pröpstin Astrid Kleist als Vizepräsidentin gewählt wurden. Der Kampf für Gleichberechtigung in den Kirchen scheint langsam Früchte zu trage – zu Ende ist dieser Weg leider noch lange nicht. Bis heute gab es noch nie eine Präsidentin der Kirchengemeinschaft. Die nächste Wahl findet auf der Vollversammlung in sechs Jahren statt – dann ist es nun wirklich an der Zeit.
Neben den Wahlen wurde das Budget für 2018 genehmigt, hier wurde der Empfehlung des alten Rats gefolgt. Weiterhin werden über 90 % des ca. 160 Millionen Etats für den Weltdienst aufgewendet – 2,5 Millionen Menschen in Not werden zurzeit weltweit in verschiedenen Projekten unterstützt. Der Lutherische Weltbund ist einer der größten Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks. Besonders diese überkonfessionell und interreligiöse Arbeit beindruckt mich. Dieser Arbeit fühle ich mich als Christ verpflichtet, im Weltdienstkomitee möchte ich mich weiter einbringen. Die nächste Ratssitzung wird Ende Juni / Anfang Juli 2018 in Genf stattfinden. Das Weltdienstkomitee trifft sich jedes Jahr im November.
Neben der direkten Arbeit für den Rat, ist mir besonders wichtig über die Arbeit des LWB in den Gemeinden der Mitgliedskirchen zu informieren. Leider ist der LWB nach meiner Einschätzung auf der Gemeindeebene weitgehend unbekannt. Der Lutherische Weltbund ist eine globale Kirchengemeinschaft. In der heutigen Welt ist diese globale Vernetzung der Kirchen unbedingt notwendig. Nur so können wir lokal und global agieren, nur so können wir international Einfluss nehmen und uns für Gerechtigkeit einsetzen.
Damit das funktioniert, braucht es Gremienarbeit auf allen Ebenen. Unzählige Dokumente müssen gelesen und diskutiert werden. Zugegeben: Das ist nicht unbedingt sexy, aber unabdingbar, wenn wir wollen, dass unsere Stimme in der Welt gehört wird.
Ich bin dankbar für die Unterstützung meiner Landeskirche und freue mich auf die nächsten sechs Jahre im Rat des Lutherischen Weltbunds.
Lasse Schmidt-Klie