Realismus
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Andacht zum Sonntag Jubilate
Kann man vor Ostern so tun, als habe es die frohe Botschaft von der Auferstehung nie gegeben? Kann man nach Ostern so tun, als sei von nun an alles Leid der Welt beseitigt?
Kann man nicht. Und wer eins von beiden doch zu können meint, muss sich vorwerfen lassen, Realität nicht mehr angemessen wahrzunehmen.
Die Frage ist: Wie geht beides zusammen, Trauer und Freude, Jubel und Leid? Geht beides zusammen?
Im ersten Augenblick des konkret Erlebten vermutlich nicht; jedenfalls nicht, wenn die Freude riesengroß oder das Leid abgrundtief ist. Da empfinde ich nur das eine und das jeweils andere hat keinen Platz.
Aber schon kurz danach, wenn die Euphorie oder die Depression abklingt, kommt das andere wieder in den Blick. So wie bei einer Geburt der Schmerz in den Hintergrund tritt, sobald das Kind geboren ist.
Hinsichtlich des Zusammen-Haltens, Zusammen-Denkens und vielleicht sogar Zusammen-Empfindens von Trauer und Freude sind Christen gut dran. Denn sie wissen um die Gleichzeitigkeit des Ungleichen: um die Hoffnung, wenn alles hoffnungslos aussieht und um die leidende Kreatur, wenn der größte Jubel erklingt.
Für beides steht das Bild des auferstandenen Christus: Hoffnung endet nicht im Tod - und: Der Auferstandene trägt die Nägelmale der Kreuzigung.
In Gott ist das Unvereinbare umschlossen und zusammengehalten.
Deshalb brauchen Christen es nicht zu trennen und können Realisten sein.
Gott sei Dank.
Pastor Reinhard Fiola